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Seite:Meyers Universum 9. Band 1842.djvu/166

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worden ist, – sie wird auch den Tag herbeiführen, wo Kronenburgs eherne Stimme schweigt und der Schiffer auf das gewaltige Gemäuer hinweist, wie der Wanderer auf die verfallene Burg des Schnapphahns. –

Stolz und finster, wie der Geist des Faustrechts, erhebt sich jetzt das alte Schloß mit seinen Zinnen und gewaltigen Eckthürmen mitten aus der schäumenden Fluth des Sundes auf einem Felsen und sperrt mit seinen Batterien des Meeres Straße.

Kronenburg wurde von Friedrich II. von Dänemark erbaut; indeß schon in viel älterer Zeit stand auf diesem Felsen eine Veste der dänischen Könige und mehre hatten daselbst ihre Wohnung. Das Schloß ist im gothischen Styl und ganz massiv; es bildet ein Viereck mit 4 Hauptthürmen, welches einen geräumigen Hof einschließt. Fast alle Räume in demselben sind bombenfest gewölbt und in den Kasematten kann eine Garnison von 1500 Mann mit allen nöthigen Vorräthen Schutz finden. In diesem Schlosse spielte mancher düstere Akt der dänischen Hof- und Staatsgeschichte von Hamlet an bis zur Königin Mathilde. Von dem Thurme, in welchem das letztgenannte Opfer der Cabale eingekerkert saß, thut sich dem Blick ein Panorama auf, so herrlich als irgend eins auf der Erde. Rechts ist die Straße des Sunds, auf der die Schiffe unter dem rollenden Donner der selten schweigenden Geschütze des Schlosses zur Ost- und Nordsee ziehen; links das Kattegat und seine Inseln; gegenüber Schwedens blaue, hügelvolle Küste mit den alterthümlichen Warten und Leuchtthürmen; zu den Füßen das grüne, flache, dänische Land, wie ein Garten, das freundliche, lebendige Helsingör mit dem Hafen voller Schiffe und dem classischen Lande der Sage und Romantik.