Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band | |
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Drei große Ereignisse voller Weltbewegungskeime hat seit dem Pariser Frieden die Zeit geboren. Das erste ist die Juli-Befreiung der Revolution aus ihren Banden, in welche sie das Kaiserreich und die Restauration geschlagen; das andere ist der Tod von Ludwig Philipp’s Erstgebornen, durch welchen der Bestand seiner Dynastie zur Unmöglichkeit wird, aber der Neupakt Frankreichs mit der Revolution gleichsam Ratifikation erhält; das dritte, fast gleichzeitige, ist Englands Triumph in China und die Frucht desselben, der Friedenstraktat von Nanking. Welches Ereigniß das größere ist, wer wagt es zu errathen? – Denn solche Ereignisse sind die rechten Himmelszeichen, es sind die feurigen Schwerter, welche der alte Aberglaube am Firmament gesehen, die sichtbare Hand des allregierenden Gottes, die ordnend in das Getriebe der Erdgeschicke eingreift und sie zurecht stellt nach seinem Plane, nicht nach den vermessenen Wünschen und schlauen Anschlägen Derer, welche sagen, ihre Macht käme von Gott! Was Jahre lang vermeinte Weisheit listig ausgesponnen hat, das zerreißt so ein Griff von des Herrn Hand wie Spinnefäden, und was die politische Rechenkunst als ein Meisterstück hingestellt, das wird durchstrichen. So steht es da als falsch von Anfang bis zu Ende, und die Rechenmeister haben nur Spott für ihre Mühe.
Jene beiden erst genannten Ereignisse rauschen wie Sturmvögel über die Wogen der Zeit, und als nahender Ungewitter Boten erschrecken sie Viele. Andere begrüßen sie froh, denn das Wetter wird nach ihrer Meinung den lästigen Schutt des Alten, des Schlechten und des Nichtswürdigen nur schneller wegräumen, und in der Hoffnung auf die erfrischende Kühle, die in seinem Gefolge geht, söhnen sie sich mit der Möglichkeit aus, daß es ein Hagelwetter werden könne, welches des Friedens schöne Saat in weitem Kreise zerschlage; die Unzufriedenheit und ungestüme Ungeduld endlich, welche murrend und begehrlich jedem Throne gegenüber sitzen, oder auf Märkten, Straßen und in den Zeitblättern sich trotzig aussprechen, all die entrüsteten Volksgefühle, all die betrogenen Hoffnungen, all der Mißhandelten Stolz, all das gekränkte Rechtsbewußtseyn, all das von dem Mechanismus erstorbener Staatsformen und despotischer Regierungstendenzen gedrückte und geschundene Leben – das kann den Jubel des Herzens nicht lassen; der Sanscülottismus aber, der im allgemeinen Umsturz zügellos
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Philadelphia 1842, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_9._Band_1842.djvu/167&oldid=- (Version vom 2.1.2025)