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Seite:Meyers Universum 9. Band 1842.djvu/209

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CCCCXVI. Der Mont-Rosa.




Auf der Grenze zwischen Wallis und Piemont ragte in der Erde Vorzeit der Mont-Rosa hoch über die übrige Alpenwelt, bis eine der Katastrophen, welche die Oberfläche unsers Planeten so vielfach änderten, die obere Hälfte seines Kegels herabstürzte und die umliegenden Thäler mit Schutt anfüllte. Seit dieser Zeit – seit Milliarden von Jahren vielleicht – ist der Koloß eine Trümmer. Zirkelrund erhebt sie sich mit fast senkrechten Wänden auf deren obersten Rändern Zacken, Spitzen, Hörner und andere Felsgestalten 500 bis 1000 Fuß emporsteigen. Von Weitem gesehen hat der Gipfel die Gestalt einer aufgeblüheten Rose – daher der Name: Rosenberg. Die oben kreisförmig umherstehenden Felsmassen sind die Blätter dieser Wunderblume der Allmacht, deren Staubfäden sind schimmernde Gletscher und ihr Fruchtboden ist ein Eismeer, welches die innere Vertiefung ausfüllt. Erst eine menschliche Hand hat die Wunderrose berührt: ein Deutscher, Zumstein, führte vor einigen Jahren den gewagten Versuch, die Zinne zu erklimmen, glücklich aus. Aber es wird vielleicht nie wiederholt werden, so entsetzlich ist das Wagestück.

Die Höhe des Mont-Rosa berechnet Saussure auf 14,580 Pariser Fus; folglich nur um 120 Fuß niedriger, als die des Montblanc.