Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band | |
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im Schauerreiche des ewigen Winters, wo es der großen Mutter Natur selbst für das kleinste Moos an Erhaltungskraft gebricht. Während er mit schlotternden Knieen auf eingehauenen Stufen an steilen Eiswänden hinan- und hinabklettert und über Blöcke klimmt, erschreckt ihn das ewige Donnern der Lavinen um, über und unter seinem Standort, hält ihn das Bersten und Krachen der Gletscher in der Tiefe in Todesangst. Endlich erreicht er den Gipfel. – Er hat aufgeathmet; eine Welt liegt vor ihm ausgebreitet, 70 Stunden im Durchmesser ist sein Gesichtskreis; sein Auge dringt in viele Länder und Reiche, er leert den Becher der Begeisterung und des Entzückens in vollen Zügen. Aber bald gewinnen die Leiden des Körpers wieder über den Geist die Herrschaft. Länger als eine Viertelstunde halten es Wenige oben aus. Heftiges Fieber schüttelt, Nasenbluten tritt ein, die Sinne vergehen. Völlig erschöpft tritt der Reisende die Rückfahrt an, und geht Alles glücklich, so kann er um Mitternacht wieder in St. Prieuré seyn, froh einer Erinnerung, die ihn stolz durch das Leben begleitet.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Philadelphia 1842, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_9._Band_1842.djvu/218&oldid=- (Version vom 5.1.2025)