Zum Inhalt springen

Seite:Meyers Universum 9. Band 1842.djvu/248

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

nichts mit ihm gewonnen, als einen reichen Unglücklichen, oder einen Wüstling, oder Schwelger mehr! Fast alle Europäer in Batavia leben unbeweibt; und da nur die ehelich gebornen Kinder erben können, so fallen die meisten der dort erworbenen Vermögen an die Seitenverwandten in Europa. Man schätzt die batavischen Erbschaften der Holländer seit hundert Jahren auf mehr als tausend Millionen Gulden; doch einen sehr bedeuten den Theil nimmt immer der Staat zu sich, theils in der Form als Erbschaftssteuer, theils als herrenloses Gut in den vielen Fällen, daß die rechten Erben sich nicht melden, oder diese die Beweise des Erbschaftsrechts nicht so vollständig beibringen können, als es die holländischen Gesetze fordern, welche, aus sehr handgreiflichem Grunde, den Erben das Erben so schwer machen, als nur immer möglich.

Als Handelsplatz steht Batavia, trotz seines Verfalls, immer noch auf erster Linie unter den Märkten des Ostens. Ein- und Ausfuhr Java’s berechnen sich jährlich über 180 Millionen Gulden, und der größte Theil dieses ungeheuern Verkehrs hat in Batavia seinen Mittelpunkt. Verhältnißmäßig nur wenige Hände sind bei der goldnen Aerndte thätig; denn bei allem Reichthum eines überfruchtbaren Bodens, trotz dem, daß Java mit Hülfsquellen gesegnet ist, wie wenige Länder, sucht man bei der Masse der Bevölkerung vergeblich nach Wohlstand, und der Verfall des Privathandels ist augenfällig. Das sind die Früchte eines übertriebenen und hartnäckig festgehaltenen Monopolsystems, welches, in der großen niederländischen Handelsgesellschaft concentrirt, alles für das Mutterland fordert, wie der Raubbau treibende Bergmann blos auf den Vortheil des Augenblicks sieht, und darüber die höheren Interessen und die Zukunft sorglos vergißt.







Ein Schlußwort an den Leser.




Ich, wie jeder Mensch, habe im Leben manchmal einen Kindertag, wo ich Freude empfange ohne Sorge, und Gaben erhalte, ohne daß ich sie begehre; doch solche Tage kommen selten und sie vergehen schnell, wie dem ersten Menschenpaare eine Stunde im Paradiese. Nachher wachsen die Feiertage nur aus der Arbeit, der Liebe und aus erfüllten Pflichten heraus. Sie kommen auch nicht mehr ungefordert: Sie wollen erworben seyn, wie mein Brod, im Schweiße des Angesichts. Und so ein Tag ist auch der, an welchem ich eine Abtheilung meines Buchs schließe.

Der heutige hat einen doppelten Freudenkranz. Gegenwart und Vergangenheit haben ihn geflochten. Der Schmerz über Verlornes ist überwunden, ich danke nur Gott für das Erhaltene. Das Himmelsblau ist ja größer, als die Wolke, die vorüberzog.

Morgen, wenn ich ausgeruht, ziehe ich meines Pfades weiter. Wirst Du mir den Rücken wenden, Leser? Die Wahl steht bei Dir. Es gibt bequemere, breitere Wege, da geht die Menge und des Staubes ist viel. Ich gehe meinen eigenen: denn ich will es so, und ich bin Herr meines Willens. Ob er Dir recht sey? ich wünsche es; aber ich frage nichts darnach. Ob er der rechte sey? Ueber’m Kirchhofe drüben werde ich’s erfahren.

Meyer.