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Seite:Meyers Universum 9. Band 1842.djvu/29

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entschlossen, einander gegenüber. Jeder der Könige hatte seinen Beichtvater bei sich, jeder betete um den Sieg zu seinem Schutzheiligen und bot, als wäre der Lenker der Schlachten bestechlich wie ein Schurke auf irdischem Richterstuhl, hohe Preise für einen glücklichen Ausgang. Bei solchen Gelegenheiten geschah es häufig, daß sich die Gegner einander in den enormsten Gelübden überboten: – denn schlau nährte die Kirche den Glauben, daß Demjenigen, welcher am meisten gelobte, am meisten geholfen werde. Daß die Kirche dabei den Receveur-General machte, daß deren Hand vermittelnd empfing, was Gott und den Heiligen versprochen war, konnte in einer Zeit keinen Anstoß geben, wo man für einen Dreier sammt einem Heiligenbild die ewige Seligkeit zugleich erkaufen konnte! Der castilische Johann versprach viel, aber der portugiesische Johann versprach noch viel mehr seiner Patrona Maria, und ihm wurde der Sieg. 6000 Portugiesen erschlugen von 33,000 Castiliern die Hälfte. Dreitausend Ritter, die Blüthe des castilischen Adels, hauchten auf dem blutgetränkten Moore ihr Leben aus. Auf der Stelle nun, wo sich der Sieg entschieden hatte, machte Johann von Portugal sein Gelübde, ein Kloster zu bauen für Jungfrauen, herrlicher als alle andern der Christenheit, zur That, und folgend dem Rufe des reichen Königs kamen aus dem fernen Britannien und aus Deutschland die Genossenschaften der Mauerer und Werkleute, den Wunderbau aufzurichten. Den Plan dazu machte ein Engländer, Namens Stephenson; zumeist deutsche Werkleute aber führten ihn aus. Von 1386 bis 1509 wurde anhaltend daran fortgebaut, doch ganz fertig ward es niemals. König Emanuel, der hier begraben liegt und die Vollendung gelobt hatte, starb darüber, und nach seinem Tode gab man den Plan auf.

Das Kloster sollte nach dem ursprünglichen Gelöbniß des Stifters ein Frauenkloster werden. Doch als es wohnbar war, offenbarte dem Könige sein Beichtvater, ein Dominikaner, es sey ihm im Traum die Jungfrau Maria erschienen und habe ihm bedeutet, sie wünsche die Stiftung einem Mönchsorden zuzuwenden, und sie habe dabei bedeutungsvoll hingesehen auf das Bild des heil. Dominikus. Der König, zweifelhaft, was er nun thun solle, berief die höchste Geistlichkeit seines Reichs zu einem Rathe, und legte ihr die Frage zur Entscheidung vor. Diese aber beschied ihn, daß allerdings der heil. Dominikus in besondern Gnaden bei der heil. Jungfrau stände, und es darum ganz glaubhaft sey, daß sie das Kloster dem Dominikanerorden zuzuwenden wünsche: daraufhin sich der König beruhigte und Batalha, statt mit Nonnen, mit einer großen Schaar rüstiger Dominikaner-Mönche bevölkerte. Als er später über die Ungesundheit der Lage in der Niederung Bedenken äußerte und sich Skrupel machte, tröstete ihn seines Beichtigers Bemerkung: Feuriges Gebet und feuriger Wein seyen sichere Mittel gegen nachtheilige Einflüsse der Feuchtigkeit. Johann nahm den Wink zu Herzen und der Weinkeller des Klosters von Batalha wurde mit den besten Gewächsen gefüllt und durch Zehnten so sorgfältig bedacht, daß er nie leer werden konnte.