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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

3 Bde.). Bei der Gründung der Grillparzer-Gesellschaft wurde G. Redakteur ihres „Jahrbuchs“, in dessen ersten zwei Jahrgängen (Wien 1891 u. 1892) er Briefe von und an Grillparzer sowie eine große Anzahl von Aktenstücken mit wichtigen Anmerkungen veröffentlichte.

Glykose, s. Kohlehydrate.

Göbel, Karl,[WS 1] Botaniker, bisher Professor in Marburg, wurde 1891 als Nachfolger Nägelis an die Universität München berufen.

Godet (spr. -dä), Philippe Ernest, schweizer. Dichter und Litterarhistoriker, geb. 23. April 1850 zu Neuenburg, Sohn des protest. Theologen Frédéric G. (Bd. 17), studierte die Rechte in Basel und Berlin, lag dann 1874–80 in seiner Vaterstadt der Advokatenpraxis ob, leitete 1881–84 das Organ der Konservativen des Kantons Neuenburg: „La Suisse libérale“, und nahm auch sonst thätigen Anteil an den politischen Händeln des Kantons. Er ist Privatdozent der französischen Litteratur an der Akademie von Neuchâtel und Professor an der höhern Mädchenschule dieser Stadt. G. gab mehrere Bände Gedichte heraus: „Une poignée de rimes“ (Neuenb. 1871), „Premières poésies“ (1873), „Récidives“ (1878), „Évasions“ (1881), „Le cœur et les yeux“ (1882), „Les Réalités“ (Par. u. Neuenb. 1887), die sich durch Formvollendung und sittlichen Ernst auszeichnen; ferner: „Scripta manent; causeries sur les autographes de la collection Bovet“ (Neuenb. 1887), „Études et causeries“ (Par. 1889), „Pierre Viret, biographie du réformateur vaudois“ (Laus. 1892), und ist in der Ausarbeitung eines Werkes über die Madame de Charrière, Verfasserin der „Lettres neuchâteloises“, begriffen. Sein litterargeschichtliches Hauptwerk, die „Histoire littéraire de la Suisse française“, erhielt von der französischen Akademie 1890 den Preis Guérin. G. erwarb sich ein unbestreitbares Verdienst um die Herausgabe der Werke zweier früh verstorbener poetischer Talente, des Freiburgers Etienne Eggis und der Neuenburgerin Alice de Chambrier (geb. 1861, gest. 1882), deren unter dem Titel „Au-delá“ veröffentlichte Gedichte mit schöner Form eine seltene Gedankenfülle und Gefühlstiefe verbinden und schon 5 Auflagen (1889) erlebten.

Gold. Über die Goldproduktion der Welt s. Edelmetalle.

Goldblech, s. Platin.

Goldküste. Das Areal der britischen Besitzung an dieser Küste wird offiziell auf 100,190 qkm berechnet, doch ist die Ausdehnung derselben nach dem Innern zwischen dem französischen Besitz an der Elfenbeinküste, offiziell ebenfalls G. genannt (s. unten), und dem deutschen Togo an der Sklavenküste nur auf eine, allerdings schon ziemlich bedeutende Strecke nach O. und W. vereinbart, die Nordgrenze aber noch in keiner Weise bestimmt. Die Bevölkerung wird für 1890 auf 1,500,000 Köpfe berechnet. Die Einfuhr betrug 1889: 440,368, die Ausfuhr 415,926 Pfd. Sterl. Von beiden beansprucht England den Löwenanteil; Deutschland war bei der Einfuhr mit 44,156, bei der Ausfuhr mit 54,141 Pfd. Sterl. beteiligt. Von der Ausfuhr entfielen auf Goldstaub 103,200, Elfenbein 4896, Palmkerne 62,542, Palmöl 137,283, Kautschuk 55,198, Affenfelle 34,818 Pfd. Sterl. Auch die Ausfuhr von Kolanüssen ist von Wichtigkeit, und um den Reichtum an wertvollen Hölzern in den Distrikten von Denkera auszubeuten, hat sich eine englische Gesellschaft gebildet. Der Goldstaub kommt zum großen Teil aus Aschanti, in der Kolonie selber wird er in den Distrikten Denkera, Wassau, Ahanta und Akim gewonnen. In den letzten 5 Jahren hat sich auch englisches Kapital an der Gewinnung beteiligt, doch haben bereits sieben Gesellschaften, welche ein Kapital von 465,000 Pfd. Sterl. repräsentieren, die Arbeiten aufgegeben; die dieselben noch fortführenden (aber ohne eine Dividende zu zahlen) repräsentieren ein Kapital von 510,000 Pfd. Sterl. In Accra und Cape Coast Castle befinden sich zwei Elementarschulen der Regierung mit 5000 Schülern. In kirchlicher Hinsicht gehört die Kolonie zur anglikanischen Diözese Sierra Leone, die aber nur einen englischen Geistlichen in Accra und einen eingebornen Hilfsprediger in Cape Coast Castle hat. Die Baseler Mission hat Stationen in Accra und in den Landschaften Aburi, Akwapim und Krobo mit zusammen 2200 Zöglingen, die Wesleyaner haben 2500, die Katholiken dagegen nur eine kleine Zahl von Schülern. Die Hauptstadt steht durch vier Kabel in telegraphischer Verbindung mit England über Sierra Leone, Bathurst und St. Vincent, mit Grand Bassam, Lagos, Bonny, der Nigermündung, Kotonu, St. Thomas, Principe, São Paolo de Loanda und Gabun. Die Telegraphenlinien der Kolonie haben eine Länge von 275 km. Der früher als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannte Goldstaub wurde zu 3 Pfd. Sterl. 10 Schilling pro Unze angenommen; da derselbe aber arg verfälscht wurde, so wurde dies 12. April 1889 aufgehoben. Durch Handhabung einer bessern Gesundheitspolizei haben sich seit 1885 die früher sehr schlechten Gesundheitsverhältnisse erheblich gebessert; ein Sanatorium für Europäer ist 45 km von Accra in den Akwapimbergen errichtet worden. Als Besatzung der Küstenforts von Apollonia, Axim, Dixcove, Elmina, Cape Coast Castle, Accra und Christiansborg steht hier ein Detachement eines westindischen Regiments. Die Einnahmen der Kolonie betrugen 1889: 111,388 (davon Zölle 95,371) Pfd. Sterl., die Ausgaben 125,003 Pfd. Sterl. Eine öffentliche Schuld gibt es nicht. 1890 wurde für den östlich vom Volta gelegenen Teil der G. eine Verordnung erlassen, welche gegen unser angrenzendes Togogebiet gerichtet ist und versuchsweise bis 1. Juli 1891 in Kraft bleiben sollte. Danach wurde, ausgenommen für Spirituosen, Tabak, Pulver und Gewehre, östlich vom Volta kein Zoll erhoben.

Die französischen Besitzungen an dieser Küste, welche mit denjenigen an der Sklavenküste (Whydah, Porto Novo) ein einziges Verwaltungsgebiet ausmachten, wurden 1. Jan. 1890 in zwei Verwaltungsbezirke, G. und Golf von Benin, geteilt, ein jeder unter einem Administrator. Trotz der Feindseligkeiten mit Dahomé, welche 1891 einstweilen damit endigten, daß Frankreich dem König Bonazim jährlich 20,000 Frank zu zahlen versprach, nahm der Handelsverkehr sehr bedeutend zu. 1890 betrug die Einfuhr in Grand Popo, Porto Novo und Kotonu 3,489,894, die Ausfuhr 5,929,431 Fr., die Einnahmen aus Zöllen, Gewerbesteuer etc. 325,214 Fr., die Ausgaben nur 127,251 Fr., so daß sich ein Überschuß von 197,963 Fr. ergibt. Natürlich kommen dabei die Kosten des Feldzuges gegen Dahomé nicht in Rechnung.

Golowin, Feodor Alexejewitsch, Graf, russ. Feldmarschall. Ihm zu Ehren erhielt 1891 das 45. russische Asowsche Infanterieregiment seinen Namen.

Gomes de Amorim, Francisco, portug. Dichter, starb 5. Nov. 1891.

Gontschárow, Iwan Alexandr., russ. Romanschriftsteller, starb 27. Sept. 1891 in St. Petersburg.

Gorresio, Gasparre, Sanskritist, starb 21. Mai 1891 in Turin.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Nachtrag zu Goebel (Band 18).
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0415.jpg&oldid=- (Version vom 4.1.2025)