Seite:Michael Hummelberger. Eine biographische Skizze.djvu/13

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Darüber mangelt es nicht an Angaben, ich hebe aber an diesem Orte nur wenige hervor. Schon die Beziehung zu Erasmus, Zwingli, Melanchthons lässt uns erwarten, dass Hummelberger einer freieren Auffassung angehörte. Es ist ganz erasmisch, wenn er von den „superstitiosuli homunciones“ spricht. Zwingli gegenüber äussert er sich in jeder Sprache, welche die Humanisten damals liebten, über die Schäden der Kirche und jene Priester, welche durch ihre Missbräuche und ihre Unbildung der Sache der Religion den grössten Schaden thäten. So schreibt er u. A. um 1522: quod te optimorum uirorum relatu uere pium et Christianum i. e. Evangelicae veritatis fortissimum propugnatorem, cognoscam utpote qui relictis Scholicis pugnis et Pharisaicis tradiunculis vere divinas literas toto petusculo amplexeris. Spiritus libertatem adversus scribas istos Sadducaeos et bicornes Caiaphas ψυχοτυράννους adeo strenue tutaris, ut te non possim non suspicere, non venerari, non toto corde diligere et subinde salutis tuae rationem non habere.

In einem anderen Schreiben aus demselben Jahre spricht er von den ἐχιδνῶν γεννήματα, den σοφισταὶ u. s. w. und fügt diesen Worten als eine Art Begründung hinzu: Nec possem aliter appellare Magistros istos, qui hominum doctrinas praeferunt doctrinae dei et pro scriptura id est Evangelica veritate somnia et nugas scholarum crepant propter ambitionem avaritiam et luxum omnia confundentes ............ Φεῦ κακὴ τύχη τῶν καθ` ἡμᾶς.

Es fehlt nicht an ähnlichen Ergüssen und Ausfällen gegen die Sykophanten und die „stolidos Thomistas“. Dennoch lobt es Melanchthon (z. B. um 1525), dass Hummelberger in religiösen Dingen die rechte Mitte einhalte. Und wahrlich, wenn er auch zu Anfang der reformatorischen Bewegung, wie Rhenanus bemerkt, „wie alle Guten“ völlig zu Luther hielt; so verliess ihn doch nie die Billigkeit gegen alle anderen ehrlichen Ueberzeugungen. Bedächtige Ruhe, Unparteilichkeit des Urtheils lassen ihn eine Mittelstellung zwischen den Parteien einnehmen.

Vornehmlich ein Brief Hummelberger’s von 1525 an Conrad Adelmann verdient in dieser Hinsicht alle

Empfohlene Zitierweise:
Adalbert Horawitz: Michael Hummelberger. Eine biographische Skizze. S. Calvary & Co., Berlin 1875, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Michael_Hummelberger._Eine_biographische_Skizze.djvu/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)