Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 142.jpg

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im Englischen für dazu Lust tragende Exemten, ebenfalls unentgeltlich, eröffnete, am 12. Oct. 1770 durch Karl Friedrich damit beauftragt, der markgräfliche Kabinetssecretär Griesbach[1]. – Auch den vierstimmigen Kirchengesang, welcher vor dem Jahre 1689 (vergl. I. 55) in dem Gymnasium so sehr geblüht hatte und seitdem in Zerfall gerathen war, rief ein Kabinetsbefehl des Landesherrn vom 4. December 1786 in die Reihe der Unterrichtsgegenstände zurück[2]. Sein Kapellmeister Schmittbaur gab den Gymnasiasten die dazu nöthige Anleitung, freilich nur in wenigen wöchentlichen Stunden. – Die früheste Zeichnungsschule gründete der um Jugendunterricht väterlich besorgte Fürst im Herbst 1770 für junge Leute aller Stände, so daß auch unsere Zöglinge Theil daran nehmen konnten; die frühesten Lehrer an derselben waren nach einander Kißling und Melling; ihnen folgte 1776 Autenrieth. Vier Jahre darauf nannte Letzterer als die geschicktesten Zeichner die fünfzehnjährigen Knaben Feodor Iwanowitsch[WS 1] und Friedrich Weinbrenner[WS 2], zwei später berühmt gewordene Namen[3]. – Die früheste Realschule am Oberrhein hatte Karl Friedrich im October 1774 eröffnet, um auch denjenigen, die zu keinen Universitätsstudien bestimmt waren, Gelegenheit zu besserem Unterricht zu gewähren. Der Anfang zur Befriedigung dieses Zeitbedürfnisses war seit 23 Jahren von größeren Städten Norddeutschlands ausgegangen; doch in Karlsruhe, welches 1774 erst 4000 Einwohner zählte, wurde die Realschule nicht eine gesonderte Anstalt, sondern ein Theil des Gymnasiums, mit welchem sie auch später immer in engster Verbindung blieb. Die Realschüler, in zwei Ordnungen getheilt, bekamen ihren


  1. Johann Christian Griesbach versah diesen Unterricht 15 Jahre lang bis 1785. Er starb 1804 als Geh. Hofrath und war der Vater des nachmaligen, um Karlsruhe sehr verdienten Oberbürgermeisters.
  2. Gen.-L.-Archiv, Fasc. Singunterricht an dem Fürstlichen Gymnasium 1786–93.
  3. Ebenda. Fasc. Karlsruhe, Studien, Freihandzeichnungsschule 1776–1800.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Feodor Iwanowitsch (~1765–1832), genannt Kalmück, war ein russisch-deutscher Maler und Kupferstecher. → Wikipedia
  2. Johann Jacob Friedrich Weinbrenner (1766–1826) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner und Baumeister des Klassizismus. → Wikipedia