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ließ sie daher vom Schulmeister des Orts, so gut als möglich, unterrichten. Ohne ihre Profession zu vernachlässigen, brachten sie es in Kurzem so weit, daß sie leichtere Stücke vom Blatt, und eine Menge Tänze, Arien u. dgl. auf der Violin, vermöge ihres glücklichen Gedächtnisses auswendig spielen konnten, zu welchen ihr vergnügter Vater die Zither schlug, ohne sich es damahls träumen zu lassen, daß daraus einst so viel Gutes für ihn und seine Söhne, ja für seine ganze Familie erwachsen würde. Der Nutzen davon zeigte sich schon nach wenig Jahren. Es wollte nämlich dem Vater bey allem seinem und seiner Söhne Fleiß nicht mehr recht gelingen, sein Brod durch sein Handwerk zu verdienen, weil es an hinlänglicher Arbeit fehlte, besonders in den Jahren 1762 und 63. Er wehklagte aber nicht bloß, sondern that auch als ein vernünftiger Mann das Seinige dabey. Er dachte hin und her, wie er sich und seine Familie vor Hunger schützen wollte. Endlich gerieth er, nach langem Nachsinnen, auf den Einfall, mit seinen 2 Jungen, die damahls 13 bis 14 Jahre alt seyn mochten, ins Ausland zu gehen, um zu versuchen, ob sie vielleicht da durch ihre musikalischen Talente

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Anonym: Muster von Kindes- und Bruderliebe in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 744. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Muster_von_Kindes-_und_Bruderliebe.pdf/2&oldid=- (Version vom 22.8.2016)