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Nachfolger Shāh Bahādur gestellt zu haben. Er trat in seine Dienste und unterstützte ihn in seinem Kampfe mit seinen Brüdern; nach Beendigung des Kriegs wurde Gōvind Singh als Befehlshaber über 5000 Reiter nach dem Süden in das Thal der Godāvery gesandt, da es die Regierung für gerathen hielt, ihn von dem Panjāb fern zu halten. Dort fand er ein tragisches Ende, das verschieden erzählt wird.

Die gewöhnliche Sikh Ueberlieferung ist, dass Gōvind Singh einen Enkel von Pāindah Khān, der von Guru Hargōvind erschlagen worden war, in seine Dienste nahm und sehr liebevoll behandelte. Eines Tages soll er den jungen Paṭhān gefragt haben, was er thun würde, wenn er Gelegenheit hätte, den Tod seines Vaters und Grossvaters zu rächen und ein Dolch in seiner Hand wäre? Dadurch wurde der junge Paṭhān beschämt, da er nicht undeutlich herausfühlte, dass der Guru ihn zu einer solchen That der Rache herausforderte. Als der Guru in seinem Zelt sich zur Ruhe legte, ergriff er den Dolch, den der Guru bei sich trug, und stiess ihm denselben in den Unterleib. Die Wunde war nicht absolut tödtlich und der Mörder wurde ergriffen, aber von Gōvind Singh freigelassen, da er selbst bekannte, dass er ihn (wohl aus Lebensüberdruss) zu dieser That herausgefordert habe. Die Wunde wurde wieder geheilt, aber durch die Spannung eines Bogens kurz darauf (und wohl absichtlich) wieder aufgerissen. Als man sein Ende herankommen sah, fragten ihn die Sikhs, wen er zu seinem Nachfolger ernennen wolle? Er erwiederte, dass er ihnen keinen mehr ernennen werde, sie sollten nach seinem Tode das Granth als ihren einzigen Guru betrachten; was sie dasselbe fragen werden, werde es ihnen anzeigen. Er starb A. D. 1708.

Gōvind Singh hat das grosse Ziel , das er sich gesteckt und das er sogar durch ein blutiges Menschenopfer sich zu sichern suchte, nicht erreicht, aber er hat sein gut Theil dazu beigetragen, die muhammedanische Macht durch blutige Kämpfe und Aufstände immer mehr zu erschüttern und zu schwächen, während die Sikhs selbst

immer mehr zu einer geschlossenen, kriegsgeübten Macht

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E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/45&oldid=- (Version vom 1.8.2018)