gierung nicht in Angriff genommen und nicht zur Durchführung gebracht werden.
Eine generelle Zustimmung Moskaus, aber auch nur eine generelle Zustimmung, liegt vor. Als Herr Tschitscherin, der Leiter der auswärtigen Politik Rußlands, in Berlin anwesend war, hatte eine kleine Abordnung deutscher Juden, auch ich, mit ihm über die russisch-jüdischen Fragen eine Aussprache, bei der in allgemeinen Zügen zugleich die Frage der jüdischen Binnenwanderung berührt worden ist, und das Interesse des russischen Ministers und seine generelle Billigung gefunden hat. Eine solche generelle Billigung, so erfreulich sie ist, bedarf natürlich der Bestätigung im Einzelnen, die nicht in einer Unterhaltung, sondern nur in eingehenden Verhandlungen erzielt werden kann.
Sollen demnach, dem Gedankengang dieser Ausführungen entsprechend, Erwägungen und Pläne in Taten umgesetzt werden, so müssen weitere Schritte vorwärts getan werden.
Welche sind dies? Was hat zu geschehen, um die Ostjudenfrage unserer Tage zu einer greifbaren Lösung zu bringen?
Es müssen die zunächst noch nicht festverbindlichen Erörterungen mit Herrn Tschitscherin in Moskau endgültiger Formulierung entgegengeführt werden.
Es muß die Sowjet-Regierung bereit sein, einer Lösung der Ostjudenfrage nach der Richtung hin zuzustimmen, wie sie generell bereits in Aussicht genommen ist; das bedeutet allmähliche Ueberführung der Juden des früheren Rayon in die geeigneten Städte und auf geeignete Ländereien im inneren Rußlands, wie in das asiatische Rußland.
Damit wären die Vorfragen erledigt.
Zur praktischen Durchführung hätte alsdann unter Zustimmung und unter Beihilfe der Sowjet-
Paul Nathan: Das Problem der Ostjuden. Philo Verlag und Buchhandlung GmbH, Berlin 1926, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nathan-Das_Problem_der_Ostjuden_(1926).djvu/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)