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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellung Dresden 1770 Architektur.djvu/18

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OPTIMO FILIUS MEMOR, in den Verstand leuchten. Haben wir denn aus dem Alterthume viele dergleichen aufzuweisen? O hätte doch Deutschland viel solche Baumeister; so würden Gelehrte selber nicht mehr die Baukunst für ein Handwerk achten. Ich muß noch eine Anmerkung über die Zeichnungsart dieser Risse machen, da sie von allen andern ganz unterschieden war; sie ist mir zwar schon lange bekannt, denn ich besitze selber einige gute italiänische und französische Originalrisse; allein, wer bekümmert sich denn viel von meines Gleichen darum? die mehresten schätzen einen Riß hoch, wenn er mit Haarstrichen gezeichnet, und recht sauber, glatt und blaß, wie ein Nebel ausgepinselt ist. In diesen Zeichnungen aber war Kraft und Stärke in Schatten und Licht ausgetheilet, und die Striche waren eben nicht so fein, aber auch nicht so steif, wie mit der Stahlfeder gezogen. Werfen uns denn nicht immer noch alle auswärtige Künstler unsern ängstlichen Fleiß vor? Ich, meines Orts, sehe eher auf die Kunst, und bezahle sie reichlich, den Fleiß aber, ohne Kunst, sehr geringe. Freylich aber muß man erst Kenner werden, sonst betrügt man sich oder andre. Ich verdenke es daher dem Hrn Hofbaumeister Krubsacius, daß er sich von der hiesigen Porcellainmode nicht losgerissen, sondern seinen wunderschönen Thurm sehr fein, und noch darzu mit einer röthlich kalten Tusche ausgepinselt hat: er wird mir verzeihen, wenn ich sage, daß er zwar ungemein sauber, aber nicht meisterhaft gezeichnet aussahe. Allenfalls gehöret der ängstliche Fleiß für Kleinmaler und Kupferstecher und die, die da lernen, aber nicht für die, die da lehren.

Die Fortsetzung folgt künftig.