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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellung Dresden 1770 Architektur.djvu/17

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hat; darauf liegt sein Deckel in Gestalt eines Postamentsimses, und dann ein viereckichter Stein, auf dem eine gerippte Corinthische Säule sich über alles erhebt an der das Bild des Verstorbenen, als ein Medaillon mit Blättergehänken angeheftet ist. Auf dem Knaufe dieser Säule steht das geflügelte Bild der Ueberwindung und des Sieges, das in der einen Hand den Kranz, und in der andern die Palme hält. Unter dem Knaufe läuft über die ganze Mauer ein breiter Gurt statt des Simses, darauf man die Worte: Patri optimo filius memor, lieset; beyderseits des Sarges stehen Klageweiber, und seithalb demselben an Mauerschäften unter den großen Füllungen zwey Aegyptische Gefäße auf Postamenten, deren kleine Füllungen tief ausgehöhlet sind, und darinne zwey Kinder in hoch erhabner Arbeit stehen, die den Deckel des Postaments halten, und weinend ihre Fackeln auslöschen: Oberhalb der Nische hiengen noch eine Lampe und ein Thränengefäß.

Ich kann wohl sagen, daß ich und alle Kenner der Baukunst über diese Erfindung und Anordnung ein innigliches Vergnügen gehabt haben; das einzige, was ich daran aussetzen könnte, wäre dieses, daß sie wider das Uebliche bey einem christlichen Grabmaale liefe: denn wo brauchen wir noch solche Särge, solche Lampen und Thränenfläschchen bey unsern Begräbnissen? Man sollte, meinem Erachten nach, sich nicht aus Liebe zum Alterthume, der Kennzeichen des christlichen Glaubens und dessen Allegorie schämen. Bey alledem aber muß doch einem jeglichen Gelehrten diese so kurze und nachdrückliche Aufschrift: PATRI