Garten zu besteht nur aus einem Erdgeschosse und darüber stehenden Halbgeschosse. Der mittlere Saal geht durch, und hat oberwärts liegende Ovalfenster, die mir gar nicht gefallen haben, weil sie lagen. Die Säulenordnung daran ist korinthisch, mit allen Kennzeichen richtig ausgetheilet: über dem Hauptsimse ruhen auf einer Zacke wechselsweise Kinder, Schilder und Gefäße; das Dach ist Mansardisch, und überall herrschet Ebenmaaß, Verhältniß, und guter antiker Geschmack.
Herr Dietrich hat gleichfalls ein hundert und dreyßig Ellen langes und sechzig Ellen breites Landhaus ausgestellet. Die Eck- und Mittelvorsprünge gaben dem Hause ein fremdes Ansehen, und schienen zur innern Bequemlichkeit höchst nöthig zu seyn. Der Eingang, die Treppe, der Saal, die Gesellschaftszimmer, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Cabinet- und Kleiderzimmer, alles hieng in guter Verhältniß unter sich und zum Ganzen mit vieler Bequemlichkeit zusammen. Ueberall waren Ausgänge in Hof und in Garten angebracht: und weil das Haus erhaben stund, so hatte es auch große Freytreppen. Die Ansicht der Gartenseite bestund aus gekuppelten Wandpfeilern in Mittel und Ecken, an den Rücklagen aber aus einzelnen Pilastern. Da nun die Hauptvorlage des Hauses rund war, so hatte dieser junge Baukünstler vernünftiger Weise keinen Giebel angebracht; denn, wer kann sich wohl zweene
Unbekannt: Beurtheilung der architektonischen Ausstellung bey der Churfürstl. Sächsis. Akademie der Künste am fünften März, 1770. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1770/1771, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellung_Dresden_1770_Architektur.djvu/23&oldid=- (Version vom 24.10.2024)
