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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellungen Dresden 1769 1770.djvu/51

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Die Nachbarschaft führte mich auf die Arbeit dreyer Unterlehrer. Vom Hrn. Mietsch war eine Zeichnung auf blauem Papier, die klugen und thörichten Jungfrauen; und darneben der erste Entwurf sowohl dieser Zeichnung, als andrer biblischen Geschichte, mehrentheils getuscht, besonders aber ein sehr guter Akt mit schwarzer und weißer Kreide. In Pastel hatte er die Historie von der Rebecca und dem Elieser, ingleichen das Portrait eines Mitgliedes der Akademie, des Hrn. Hof-Kupferstechers Boetius, geliefert. Hier ist vielleicht, wie jemand von den Umstehenden anmerkte, der seltne Fall, daß ein Künstler sich zur Noth selbst studieren, sich durch sich selbst belehren könne; um nämlich die Richtigkeit und dasjenige Gepräge der Natur, das in dem nach derselben gezeichneten Akte das Leben fast unverbesserlich verräth, bey seinen mehresten Zeichnungen, so oft sie ihm zu Pastelgemälden den Stoff leihen sollen, nicht zu oft zu verlassen. Man kennt die Vorrechte des ersten flüchtigen Gedanken, setzte er hinzu, um vielleicht dem Einwurfe eines andern mit dem er sprach, zu begegnen – Hier ist aber schon die ausgeführte Zeichnung gegenwärtiger biblischen Parabel der Richtigkeit kaum so nahe, als der darneben gestellte erste Entwurf, gekommen, für den allenfalls jene Vorrechte angeführt werden könnten. Und dann der würdige Ausdruck, der allein biblischen Vorstellungen angemessen ist? Der erhält sich allemal eher unter einer edlen Wärme, als bey einem wilden Feuer.