Zum Inhalt springen

Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellungen Dresden 1769 1770.djvu/53

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bildnissen aufgelegt wird. Dieses fällt beym eigenen Portrait weg. An demselben hat der Künstler freye Hand, kühnere Schatten und Widerscheine zu wagen, und aus dem etwa neblichen doch gehörig vertieften Grunde, den Rembrand und Govart Flink kannten, Rotari in den letzten Jahren gesucht, und Nogari früher gefunden hatte, aus dieser nube cava (wenn ich anders dem Virgil einen Ausdruck von der Wolke, daraus Aeneas die Dido zuerst beobachtet hat, abborgen darf,) dem Ganzen die Rundung und duftende Wärme zu geben: worüber das Auge, über die Gränzen des Umrisses herum gelockt, fast mehr zu sehen glaubt, als gemalt ist. Bedarf der Künstler auch nicht von Rigauds rauschenden Gewändern den Schimmer an eigenem Bildnisse anzubringen: so hat er doch Aufmunterung, etwan dem Largilliere und Pesne auch von einem ungekünstelten Anzuge, glücklich umschlagende Falten und streifende Lichter abzusehen: er vermag die Natur zu ähnlichen Darstellungen mit Geschmack einzuladen und Licht und Schatten reizender zu machen.

Nurgenannter Künstler hat Fähigkeit und in der Zeichnung Uebung genug, sich immer stärker zu zeigen. Größere Muster neben sich zu sehen, drücket frostige Herzen zur äußersten Kälte hinunter; in edlen Gemüthern entzündet es den Wetteifer, sich eben diesen größern Mustern gleich zu schwingen: allenfalls, um sich von einer angenommenen Manier, von gewissen engen und allemal peinlichen Begriffen loszureissen, eine ihr entgegengesetzte