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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellungen Dresden 1769 1770.djvu/67

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Es ist bekannt, daß jene Werke der Alten in den Sommermonaten dem Künstler zum Nachzeichnen erlaubt sind. Diese Antiken sind bisher fast nur von Lehrlingen nachgezeichnet, und von den Lehrern mehr zu Bereicherung der Kritik und Alterthumskunde genutzt worden. Aber wenn ihre Schönheit allen den Unterricht und die Anfeurung geben soll, die sie geben kann: so muß sie auch von den schon geübtern Künstlern, so muß sie auch von manchen Lehrern selbst nicht bloß betrachtet, sondern nachgeahmt werden. Und welcher Lehrer darf sich schämen, in der Schule der Alten zu lernen?

Ich verspreche mir nicht weniger von Lenz. Sein dießmal ausgestelltes Gemälde, ein Mädchen mit einem kleinen Briefe in der Hand war zwar nur eine Kopie nach seinen Lehrmeister dem Hrn. Dir. und Prof. Hütin. Dagegen kündigte des jungen Künstlers eigene Erfindung, Joseph, wie er im Gefängnisse Träume auslegt, ein Originalgenie an, das sich schon bey mehrern Gelegenheiten verrathen hat. Auch hatte er einen Akt nach der Natur wohl gezeichnet.

Mein Freund, der sich in den Zimmern, worinnen nach Modellen gezeichnet oder modellirt wird, mehr als ich, umgesehen hatte, freuet sich sehr darüber, daß so viele Künstler, die auch nicht Geschichtsmaler werden wollen, doch so fleißig nach dem Akte zeichnen; da diese Uebung auch für den Bildnißmaler und den Kupferstecher so ausnehmend nützlich ist. Herrn Zinggs Beyspiel ist hierinnen gewiß ein Muster, das auch diejenigen Mitglieder