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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellungen Dresden 1769 1770.djvu/68

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hochschätzen werden, die es nicht nachahmen.[1]

Es ist aber gewiß, daß der Kupferstecher durch die fleißige Zeichnung der menschlichen Figur nach dem Akte sehr viel dazu gewinnt, das Urbild, das er in Kupfer stechen will, besser zu beurtheilen, das was in demselben liegt, genauer zu sehen und richtiger über zu tragen. Er wird das Schwellen des sich anstrengenden Muskels[WS 1] und das Zurückweichen des entgegengesetzten bemerken; er wird mit mehr Kühnheit und Festigkeit zeichnen und den Charakter seines Bildes weit getreuer beybehalten.

Der Portraitmaler wird auf gleiche Weise durch diese Uebung in den Stand gesetzt, die Stellungen seiner Bildnisse mehr abzuändern, und nach den Charakter der Personen zu wählen; er lernt auch Personen in Lebensgröße richtig und edel vorstellen, und kann bey Familienbildern sich bis zu dem Geschichtsmaler erheben.

Der Landschaftmaler wird gesichert, seine Landschaften nicht durch verzeichnete Figuren zu verunstalten; er ist mehr Meister darüber, mit eben der Wahrheit, die in der ganzen Landschaft herrschet, auch die Personen, die er in seine Gegend setzt, vorzustellen. Die Bewegungen des arbeitenden Bauers

  1. In den letzten Wintermonaten 1771. und 1772. hat der Hr. Director Hütin sich dieser Bemühung nach dem Akte zu einem besonders guten Exempel, rühmlich unterzogen, davon bey der Ausstellung im Jahr 1772. verschiedene Zeichnungen zu sehen gewesen. Diesen Winter thut sich Hr. Schönau besonders darinn hervor.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Muskelspund