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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellungen Dresden 1769 1770.djvu/71

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der Kupferstecher nicht, wie Preißler und Wille, wie Schmidt, der zwar selbst den Pinsel führet, oder mit einem Worte, wie alle Kupferstecher der ersten Klasse, neben den allgemeinen Eindrücken des Schönen, denen sich auch der empfindsame Geist des bloßen Liebhabers beym ersten Anblicke überläßt, die Ursachen des Täuschenden, und woher die schöne Wirkung in einem Gemälde entstanden, genau einsieht[1]; hiernächst, wenn er nach diesem Gemälde in Kupfer sticht, den Vertiefungen und Erhöhungen, mit ihren Drucken, oder den schmeichelnden Uebergängen auf der Kupferplatte keine entscheidende Stellen zugeben weiß: so lange wird er niemals das Zusammenstimmende, das schöne Ganze der Gemälde in seinen Kupferstich übertragen. Er wird entweder,

  1. Hier ist nicht der Ort zu beurtheilen, ob man nicht in der Poesie diesen feinen Schwung, jenes treffende Beywort u. s. w. mit solchen sanften Uebergängen, milderen Schattirungen und beseelenden Drucken in einem Gemälde vergleichen könne. Allein, wenn der Maler, dessen sichre Züge überall die Richtigkeit der Grundsätze mit dem Gefühle des Schönen verrathen, sich irgend eine Abweichung erlaubt hat; so sieht es, meines Bedünkens, der geübte Kenner so deutlich ein, als irgend ein anderer Kunstrichter z. B. in dem élegant badinage, das Boileau von Marot gebraucht, den Zwang des Sylbenmaaßes, im naif aber des Marots angemessenen Charakter finden würde, wie jemand, (Voltaire, wenn mir recht,) schon angemerket hat.