Zum Inhalt springen

Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellungen Dresden 1769 1770.djvu/72

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wenn er noch vorsichtig genug ist, sich fremder Hülfe, z. B. eines, wie zumal in Paris gewöhnlich, darauf eingerichteten Malers zu bedienen, dieser Hülfe nothwendig entgegen sehen, oder an einen andern Ort verpflanzt, dieselbe entbehren und den Vorwurf unerwarteter Erfüllungen tragen müssen: kurz, er läuft Gefahr, ein bloßer mechanischer Kupferstecher zu bleiben, der sich niemals über den Grad der Mittelmäßigkeit erhebt; einen Grad, den man beydes in der Malerey, und in der Dichtkunst, wie Sie wissen, der untersten Stufe gleichschätzt. Wahrhaftig, erwiederte mein alter Freund, so, wie Sie den Kupferstecher wollen gebildet wissen, und ihm Muster der Einsicht und Gegenstände der Kunst anweisen, müßte er, wie vormal Nanteuil oder Aegidius Sadeler einmal selbst die Malerey geübt haben; und dann würden wir doch auch wohl bey manchem namhaften Maler jene Gabe der Prüfung, und an mehr, als einem Gemälde, die gerühmte Haltung, zu welcher gleichwohl ihr Kupferstecher den Schlüssel haben soll, vermissen.

An den Werken der Maler, die den Schwung des Helldunkeln bis zur Täuschung in ihrer Gewalt gehabt, wollte ein anderer von der Gesellschaft nicht leicht Fehler wider die Perspectiv wahrgenommen haben. Die trockne Kenntniß dieser Wissenschaft würde freylich den Abgang derjenigen Fähigkeiten, die den bildenden Künstler auszeichnen, nicht ersetzen; gleichwohl könnte, seines Bedünkens, setzte er hinzu, die aus der Perspectiv richtig gefaßte Lehre von den Schlagschatten u. s. w. den Künstler,