Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellungen der Akademie der bildenden Künste in Dresden, in den Jahren 1769 und 1770 | |
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sie bey dieser Ausstellung ziemlich gut an einen Italiäner verkauft hat, solche nicht selbst für Kopien seiner eigenen Hand ausgäbe.
Einen ähnlichen Trugschluß würden Sie ihren Freunden, sagte ich, also auch zu gute gehalten haben. Einer hätte an der von Hrn. Prof. Casanova im ersten Zimmer ausgehängten halben Figur, St. Paul vorstellend, den so warm und meisterhaft gemalten Kopf für Raphael Mengs Arbeit angesehen, wenn Hr. Casanova nicht in Zeiten versichert hätte, daß er zwar den Kopf in Rom, die Hände aber kürzlich hier gemalt habe. Der römische Himmel, erwiderte mein alter Freund, wird nicht allein solche meisterhafte Köpfe erzeugen, wenn wir den Künstler, der den gegenwärtigen[1] verfertigt hat, selbst bey uns haben. Wie dem nun seyn mag, so erfreuet mich doch, daß selbst diese Ausstellung den Vertrieb befördert. – Vergeblich sind das Feuer und der anhaltende Fleiß des Künstlers, wann der Liebhaber erkaltet.
Würde, unter bestimmtem Preise, sich niemand als Liebhaber zu jener in der Mitte hängenden Landschaft angegeben haben, die Hr. Weitsch aus Braunschweig hergeschickt hat? Darinnen hat er uns die blaulichten Fernen an den Gebürgen des Niederrheins, wie solche ehemals Hermann Sachtleven so glücklich, so lebhaft und heiter vorgestellt hat, in Erinnerung gebracht. Es scheint,
- ↑ Dieses Gemälde ist gegenwärtig in den Händen des Hrn. Oberlandbaumeisters und Professors Exner.
Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellungen der Akademie der bildenden Künste in Dresden, in den Jahren 1769 und 1770. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1772/1773, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellungen_Dresden_1769_1770.djvu/81&oldid=- (Version vom 10.12.2024)