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Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz

Mauerstrichen versehen ist. Umschrift: Sigillum burgensium de Budisin.[1] Es stammt jedenfalls noch aus der Zeit der Brandenburger Herrschaft (1254—1319).

Das nächste (No. II) zeigt ebenfalls ein offenes Stadtthor, von welchem ein Fallgitter herabhängt. Zu beiden Seiten desselben zieht sich eine gerundete Stadtmauer hin, auf welcher nach vorn ebenfalls je drei Zinnen mit Mauerstrichen sichtbar sind. Hinter jeder Mauerhälfte, also im Innern der Stadt, erhebt sich ein Thurm mit Thurmhäuschen und Anbau. Zwischen beiden Thürmen, auf dem Thorhäuschen schief aufliegend, erscheint ein dreieckiger Schild mit dem böhmischen, doppeltgeschwänzten Löwen und darüber ein Stechhelm mit flatternder Binde (Decke) und querübergelegtem Federschmuck (Flug). Umschrift: Sigillum burgensium de Budissin.[2] Es stammt aus der Zeit nach dem Jahre 1319, in welchem Stadt und Land Budissin wieder an Böhmen zurückgelangte.

Das dritte Stadtsiegel (No. III) zeigt unter einem hohen Thorbogen, über welchem ein Thorhäuschen, und neben welchem zwei schlanke, in ein spitziges Dächlein auslaufende Thürme sich erheben, den König von Böhmen sitzend, zu seiner Rechten den Schild mit dem Löwen, zu seiner Linken den Stechhelm mit dem querliegenden Federschmuck. Umschrift: Secretum civitatis Budissin.[3]


  1. So an Urkunden vom 23. Juli 1283 im Hauptstaatsarchiv zu Dresden Orig. No. 1048 (Inhalt bei Beyer, Alt-Zelle 561 No. 177), vom 6. März 1296 (abgedruckt Köhler, Codex diplom. Lus. sup. 152) und vom 5. November 1303 (abgedruckt Codex Lus. 172), letztere beiden Urkunden im Domarchiv zu Bautzen. Zuerst ist dies Siegel genau beschrieben worden von {SperrSchrift|Gautsch}} in den Mittheilungen des Vereins für Münz-, Wappen- und Siegelkunde zu Dresden“ II (1869), 81. Carpzov kannte es nicht. Es ähnelt sehr einem bei Rodewitz in der Oberlausitz gefundenem Brakteaten, welcher eben deshalb und gewiss mit Recht für eine Bautzner Münze, „das bis jetzt einzig bekannte Denkmal der älteren Bautzner Münzstätte“, erklärt worden ist. Vgl. Lausitzer Magazin 1850. 5, abgebildet Tafel IV No. 1. v. Posern-Klett, Münzstätten Sachsens 31, abgebildet Tafel XVIII No. 13.
  2. Es hängt z. B. an den verschiedenen von Bautzen ausgestellten Exemplaren der Bundesurkunde von 1346. Abgebildet bei Carpzov, Ehrentempel I, 61. Tafel I No. 4, wo der Federschmuck über dem Helme fälschlich rund gezeichnet ist; bei Köhler, Bund der Sechsstädte, Taf. IV No. 1, wo der Federschmuck mit Herzen belegt ist, die wir auf dem Originale nicht entdecken können; bei Gautsch a. a. O. Tafel I No. 8 und bei Hefner, Wappenbuch IV. Abtheilung, Wappen der Städte I, 35 (wo viel Falsches) und Tafel 68.
  3. Von diesem Siegel haben auch wir trotz aller Nachforschungen in den Oberlausitzischen Archiven kein anderes Exemplar aufzufinden [113] vermocht, als das an einer Urkunde vom 18. Dezember 1398 im Stadtarchiv Dresden X. 60a, durch welche sich die gesammte Oberlausitz mit den Städten Meissen, Dresden, Hain gegen die Strassenräuber verbindet. Abgebildet zuerst bei Weck, Beschreibung der Stadt Dresden IV, 518, ihm nach bei Carpzov, Ehrentempel I, 61. Tafel I No. 3, bei Gautsch a. a. O. Tafel I No. 9. Ueberall ist fälschlich der Federschmuck zu sehr aufrecht stehend, nicht querliegend gezeichnet. Hefner a. a. O. Tafel 68.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Dritter Band, Zweites Heft. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1882, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/120&oldid=- (Version vom 1.8.2018)