oder genommen; so wird, weil diese neue Bewegung die wechselseitige Reibung der Theile der Flüssigkeit nicht ändert, auch die Bewegung der Theile unter sich unverändert bleiben. Die gegenseitige Verschiebung der Theile hängt nämlich von der wechselseitige Reibung ab und jeder Theil wird in derjenigen Bewegung verharren, welche durch die, an beiden Seiten gegen entgegengesetzte Theile ausgeübte, Reibung nicht mehr beschleunigt als verzögert wird.
Zusatz 4. Nimmt man daher dem ganzen System der Cylinder und der Flüssigkeit alle Winkelbewegung des äusseren Cylinders, so erhält man die Bewegung der Flüssigkeit in einem ruhenden Cylinder.
Zusatz 5. Ruhet daher die Flüssigkeit und der äussere Cylinder, und wird der innere gleichförmig umgedreht, so theilt sich die kreisförmige Bewegung der Flüssigkeit mit und wird sich allmählig durch die ganze Flüssigkeit fortpflanzen. Sie wird ferner nicht eher aufhören so wachsen, als bis die einzelnen Theile der Flüssigkeit die im vorhergehenden Zusatz erklärte Bewegung erlangt haben.
Zusatz 6. Da die Flüssigkeit das Bestreben hat, ihre Bewegung noch weiter fortzupflanzen, so wird durch diesen Trieb auch der äussere Cylinder herumgedreht werden, wenn er nicht kräftig zurückgehalten wird und es wird seine Bewegung so lange beschleunigt werden, bis beide Cylinder gleiche Umlaufszeiten haben. Wird der äussere Cylinder durch eine Kraft festgehalten, so bestrebt er sich, die Bewegung der Flüssigkeit zu verzögern, und wenn nicht eine von aussen her beigebrachte Kraft den Inneren Cylinder in seiner Bewegung erhält, wird jener ein allmähliges Aufhören derselben bewirken. Alles dieses kann man durch Versuche bei einem stehenden tiefen Wasser sehen.
§. 75. Lehrsatz. Wenn eine feste Kugel sich in einer gleichförmigen und unbegrenzten Flüssigkeit um eine, der Lage nach gegebene Axe, mit gleichförmiger Bewegung dreht, und die Flüssigkeit durch diesen Impuls allein zur Umdrehung getrieben wird; wenn ferner jeder Theil der Flüssigkeit gleichförmig in seiner Bewegung verharret : so verhalten sich die Umlaufszeiten dieser Theile wie die Quadrate ihrer Abstände vom Mittelpunkte der Kugel.
1. Fall. Es sei AFL die gleichförmig um die Axe S (Fig. §. 74) im Kreise herumgetriebene Kugel, und durch die Kreise BGM, CHN, DJO, EKP etc. werde die Flüssigkeit in unzählige concentrische Schalen von gleicher Dicke getheilt. Man denke sich nun jene Schalen fest, alsdann werden, da die Flüssigkeit gleichartig ist, die wechselseitig ausgeübten Eindrücke der sich berührenden Schalen (nach der Hypothese) ihren gegenseitigen Verschiebungen und den sich berührenden Oberflächen, an denen die Eindrücke erfolgen, proportional sein. Wenn der Eindruck auf eine dieser Schalen grösser oder kleiner an der concaven, als an der convexen Seite ist; so wird der stärkere Eindruck überwiegend sein und die Geschwindigkeit der Schale entweder beschleunigen oder verzögern, je nachdem er nach derselben oder nach der entgegengesetzten Richtung
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/378&oldid=- (Version vom 12.5.2018)