Die Eigenschaften der Wirbel habe ich aber in diesem Lehrsatze zu erforschen versucht, um zu erfahren, ob durch irgend ein Verhältniss derselben die Himmelserscheinungen mittelst der Wirbel erklärt werden können. Es zeigt sich z. B. dass die Umlaufszeiten der um den Jupiter sich bewegenden Trabanten, im 3/2ten Verhältniss ihrer Abstände vom Centrum des Jupiters stehen, und dieselbe Regel gilt für die sich um die Sonne bewegenden Planeten. Diese Regeln gelten aber für jene Trabanten und diese Planeten aufs genaueste, so weit nämlich die astronomischen Beobachtungen dies bis jetzt angeben konnten.
Wenn daher jene Himmelskörper durch die um den Jupiter und die um die Sonne sich drehenden Wirbel herumgetragen werden, müssen auch diese sich nach demselben Gesetze herumdrehen. Die Umlaufszeiten der Theile des Wirbels standen aber im doppelten Verhältniss ihrer Entfernung vom Centrum der Bewegung, und es kann dieses Verhältniss nicht vermindert und etwa auf das 3/2te reducirt werden, wenn nicht entweder die Materie des Wirbels desto flüssiger ist, je weiter sie vom Mittelpunkte absteht, oder der Widerstand, welcher aus der mangelhaften Schlüpfrigkeit der Theile der Flüssigkeit entspringt, durch die Zunahme der Geschwindigkeit, womit die Theile der Flüssigkeit sich von einander trennen, in einem grösseren Verhältniss wächst, als die Geschwindigkeit. Keines von beiden scheint jedoch mit der Vernunft (rationi) übereinzustimmen. Die dickeren und weniger flüssigen Theile werden, wenn sie nicht gegen den Mittelpunkt gravitiren, nach der Peripherie streben, und es ist wahrscheinlich, dass, wenn ich auch des Beweises wegen eine solche Hypothese, dass der Widerstand der Geschwindigkeit proportional sei, am Anfang dieses Abschnittes aufgestellt habe, doch der Widerstand in einem kleineren Verhältniss als dem der Geschwindigkeit stehe. Wird dies zugegeben, so werden die Umlaufszeiten der Theile des Wirbels in einem grösseren als dem doppelten Verhältniss ihrer Abstände vom Centrum stehen. Wenn die Wirbel (wie einige meinen) sich nahe beim Centrum schneller, hierauf bis zu einer gewissen Grenze langsamer, dann in der Nähe der Peripherie aufs neue schneller bewegen; so kann sicher weder das 3/2te, noch irgend ein anderes festes und bestimmtes Verhältniss gelten. Es mögen daher die Naturforscher sehen, auf welche Weise jene Erscheinung des 3/2ten Verhältnisses durch Wirbel erklärt werden könne.
S. 77. Lehrsatz. Körper, welche in einem Wirbel kreisförmige Umläufe machen, sind von derselben Dichtigkeit wie der Wirbel und bewegen sich, was Geschwindigkeit und Richtung betrifft, nach demselben Gesetze, wie die Theile desselben.
Nimmt man nämlich an, dass irgend ein kleiner Theil des Wirbels, dessen Theilchen oder physische Punkte eine gegebene Lage unter sich beibehalten, erstarre; so wird dieser, weil weder seine Dichtigkeit, noch die ihm eingeflösste Kraft, noch seine Gestalt sich ändert, sich nach
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/384&oldid=- (Version vom 12.5.2018)