des Kometen sich fortpflanzende, Sonnenlicht. Nach der zweiten werden die Schweife durch die Brechung des Lichtes hervorgebracht, welches vom Kopf des Kometen zur Erde fortschreitet. Nach der dritten Meinung endlich sind sie eine Art von Dampf oder Wolke, welche beständig vom Kopfe des Kometen aufsteigt und sich in die, der Sonne entgegengesetzten, Gegenden verbreitet. Der ersten Meinung können nur diejenigen beipflichten, welche noch nicht die oberflächlichste Kenntniss vom Lichte haben, indem das Sonnenlicht in einem dunkeln Zimmer nur in so weit wahrgenommen wird, als kleine Staubtheilchen und die beständig in der Luft sich bewegenden Dämpfe es reflectiren. In einer mit dichteren Dämpfen angefüllten Luft wird es daher glänzender sein und stärker auf die Augen wirken, in reinerer Luft ist es schwächer und wird kaum empfunden und in der Himmelsgegend, wo gar keine reflectirende Materie vorhanden ist, kann man durchaus kein Licht wahrnehmen. Das Licht wird nämlich nicht wahrgenommen, in so fern es im glänzenden Köper existirt, sondern in so fern es von dort nach unseren Augen zurückgeworfen wird. Das Sehen erfolgt nur durch die Strahlen, welche in unsere Augen eindringen. In den Gegenden, wo man die Kometenschweife sieht, muss also irgend eine Materie existiren, welche das Licht zurückwerfen kann; ohne sie würde der ganze, mit Sonnenstrahlen erfüllte, Himmelsraum überall gleich glänzend erscheinen. Die zweite Meinung leidet au vielen Schwierigkeiten, indem sich niemals Farben in den Schweifen zeigen, da dieselben doch unzertrennliche Begleiter der Brechung zu sein pflegen. Das Licht der Fixsterne und Planeten, welches rein und ohne Färbung zu uns gelangt, beweist, dass die von demselben durchwanderten Himmelsräume kein brechendes Mittel enthalten. Was man nämlich von den Egyptern erzählt, dass sie bisweilen Fixsterne behaart gesehen haben, muss, weil es so sehr selten vorkommt, ohne Zweifel seinen Ursprung in einer zufälligen Brechung durch Wolken haben. Die Strahlung und das Funkeln der Fixsterne muss aber der Brechung in unseren Augen und in der zitternden Luft zugeschrieben werden, was man daraus erkennt, dass dieses Funkeln aufhört, sobald man die Sterne durch ein Fernrohr betrachtet. Das Zittern der Luft und der in ihr enthaltenen Dämpfe bewirkt nämlich, dass die Strahlen sehr leicht und stossweise von der sehr engen Pupille abgelenkt werden, was aber nicht bei der weit grösseren Oeffnung des Objectivglases geschieht. Daher hört das Funkeln, welches wir bemerken, wenn wir die Sterne mit blossem Auge betrachten, auf, sobald wir sie durch ein Fernrohr sehen, und dieses Aufhören beweist, dass das Licht sich in den Himmelsräumen ohne merkliche Brechung fortpflanzt. Man sage nicht, dass man die Kometenschweife nicht sehe, wenn ihr Licht nicht stark genug ist, weil alsdann die secundären Strahlen nicht Kraft genug haben, auf unsere Augen zu wirken und dass wir aus diesem Grunde bei den Fixsternen keine Schweife sehen. Das Licht derselben kann nämlich mittelst der Fernröhre mehr als 100 mal verstärkt werden, ohne dass
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/497&oldid=- (Version vom 1.8.2018)