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nach der, der Sonne entgegengesetzten Seite, der Wirkung der Lichtstrahlen zu, welche die Materie der Kometen mit sich fortführen. Es ist nicht absurd, zu denken, dass sehr lockere Dämpfe in Räumen, welche von jedem Widerstände frei sind, der Wirkung der Strahlen nachgeben können; obgleich dichtere Dämpfe in unserer Atmosphäre nicht merklich durch die Sonnenstrahlen bewegt werden. Ein anderer Astronom war der Meinung, es könne Theilchen von schwerer, und andere von leichter Materie geben, die Kometenschweife seien aus den letzteren zusammengesetzt und erhöben sich, vermöge ihrer Leichtigkeit über die Sonne. Da aber das Gewicht der irdischen Körper, der Menge der in ihnen enthaltenen Materie proportional ist; so kann, wenn diese Menge dieselbe bleibt, das Gewicht weder grösser noch kleiner werden. Ich vermuthe vielmehr, dass das Aufsteigen der Dämpfe, aus denen die Schweife gebildet sind, von der Verdünnung dieser Materie herrühre. Der Rauch steigt nämlich in einem Schornsteine durch den Stoss der Luft, in welcher er schwimmt, diese durch die Wärme verdünnte Luft steigt in Folge ihres verminderten specifischen Gewichtes empor und führte beim Emporsteigen den Rauch mit sich fort. Warum sollten die Kometenschweife sich nicht auf dieselbe Weise, nach der der Sonne entgegengesetzten Seite erheben? Die Sonnenstrahlen bewegen die Mittel, durch welche sie gehen, nur vermöge der Zurückwerfung und Brechung. Die zurückwerfenden Theilchen werden durch diese Wirkung der Strahlen erhitzt, und erhitzen wieder die ätherische Materie, mit welcher sie vermischt sind. Diese ihr mitgetheilte Wärme verdünnt sie und vermindert so das specifische Gewicht, womit diese Materie sich vorher gegen die Sonne hinneigte, sie steigt daher empor und führt die zurückwerfenden Theilchen, woraus der Schweif gebildet wird, mit sich fort. Die Dämpfe, aus denen die Kometenschweife bestehen, drehen sich um die Sonne und haben daher das Bestreben, sich von diesem Gestirn zu entfernen. Dies trägt noch zu ihrem Aufsteigen bei, denn die Atmosphäre der Sonne und die Materie der Himmelsräume befindet sich in einer absoluten Ruhe, oder sie dreht sich vielmehr langsamer, als die Materie der Schweife, weil sie sich überhaupt nur vermöge der einzigen Bewegung dreht, welche sie durch die Rotation der Sonne empfängt. Dies sind die Ursachen, aus denen das Aufsteigen der, die Schweife bildenden, Dämpfe entspringt, wenn die Kometen sich nahe bei der Sonne befinden, wo ihre Bahnen am stärksten gekrümmt sind und jene die längsten Schweife bilden, weil sie sich in der dichteren und schwereren Atmosphäre der Sonne befinden. Die Schweife, welche alsdann anfangen sichtbar zu werden, behalten ihre Bewegung bei und gravitiren zugleich gegen die Sonne, sie bewegen sich um diese in Ellipsen, wie die Köpfe der Kometen; mittelst dieser Bewegung begleiten sie stets diese Köpfe und hängen ganz frei an ihnen. Die Schwere gegen die Sonne lässt nämlich die Dämpfe sich nicht mehr von ihren Köpfen entfernen, um zur Sonne hinzugehen, als die Schwere der Köpfe dieses von ihren Schweifen sich entfernen und

Empfohlene Zitierweise:
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/502&oldid=- (Version vom 1.8.2018)