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Dass ferner die Schweife aus den Köpfen hervorgehen, und in die der Sonne abgewandten Gegenden aufsteigen, wird ausserdem durch die Gesetze, welche sie befolgen, bestätigt. So weichen sie in den Ebenen der Kometenbahnen, welche durch die Sonne gehen, von dem der letzteren gegenüber liegenden Punkte immer nach derjenigen Seite hin ab, welche die in jenen Bahnen fortrückenden Köpfe verlassen. Ferner erscheinen sie einem, in dieser Ebene befindlichen Beschauer direct an der der Sonne gegenüber liegenden Seite; entfernt sich derselbe aber aus diesen Ebenen, so nimmt er allmählig eine Ablenkung des Schweifes wahr, welche täglich zuzunehmen scheint. Ferner ist diese Ablenkung, unter übrigens gleichen Umständen, kleiner, wenn der Schweif stärker gegen die Kometenbahn geneigt ist, wie auch, wenn der Kopf der Sonne näher kommt.

Die nicht abgelenkten Schweife erscheinen geradlinig, die abgelenkten sind gekrümmt. Die Krümmung ist grösser, wenn die Ablenkung es ist und leichter wahrzunehmen, wenn der Schweif unter übrigens gleichen Umständen eine grössere Länge hat; denn bei kurzen Schweifen nimmt man eine Krümmung kaum wahr. Der Ablenkungswinkel ist kleiner in der Nähe des Kometenkopfes, grösser nahe am anderen Ende des Schweifes; daher ist der letztere mit seiner convexen Seite nach der Richtung gewendet, von wo aus die Ablenkung entsteht, und welche auf der, von der Sonne durch den Kometenkopf ins Unendliche gezogenen, Linie liegt. Diejenigen Schweife, welche ausgedehnter und breiter sind und mit einem lebhafteren Lichte glänzen, sind an der convexen Seite etwas glänzender und weniger unbestimmt begrenzt, als an der concaven Seite. Die Erscheinungen hängen daher von der Bewegung des Kopfes, nicht aber von der Himmelsgegend ab, in welcher man diesen erblickt. Sie entstehen nicht durch Strahlenbrechung im Himmelsraum, sondern entspringen aus dem Kopfe, welcher die Materie hergiebt. So wie nämlich in unserer Luft der Rauch eines jeden brennenden Körpers nach oben steigt, und zwar entweder perpendikulär, wenn der Körper ruhet oder in schräger Richtung, wenn dieser sich seitwärts bewegt; so müssen im Himmelsraume, wo die Körper gegen die Sonne gravitiren, Rauch und Dämpfe von der Sonne aufsteigen, wie schon gesagt ist, und entweder geradlinig, wenn der rauchende Körper ruhet, oder in schräger Richtung nach den oberen Theilen streben, wenn der Körper fortschreitend immer den Ort verlässt, von welchem die oberen Theile des Dampfes aufgestiegen waren. Jene Richtung wird weniger schiefgeneigt sein, wo der Dampf schneller aufsteigt, nämlich nahe bei der Sonne und dem dampfenden Körper. Dort ist nämlich die Kraft der Sonne, vermöge welcher der Dampf aufsteigt, stärker. Durch die verschiedene Schiefe wird aber die Dampfsäule gekrümmt, und weil der Dampf an der vorhergehenden Seite der Säule etwas neuer ist, wird er dort auch dichter sein, das Licht deswegen reichlicher reflectiren und weniger unbestimmt begrenzt sein;

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 564. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/572&oldid=- (Version vom 1.8.2018)