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während der Dampf an der entgegengesetzten Seite allmählig schwächer wird und nach und nach den Augen entschwindet.

§. 71. Dass die Kometen bisweilen unterhalb der Merkursbahn herabsteigen, wird durch ihre Schweife bewiesen.

Uebrigens haben wir hier nicht vor, die Ursachen der Naturerscheinungen anzugeben; ob aber das eben Gesagte wahr oder falsch sei, dies haben wir wenigstens im Früheren ausgeführt. Dass die Strahlen von den Kometenschweifen aus, längs gerader Linien sich durch die Himmelsräume fortpflanzen und so von den Theilen des Himmels herkommen, in denen die Schweife sich dem Beschauer, wo dieser sich auch befinden möge, zeigen, und dass diese von den Köpfen aus nach den, der Sonne abgewandten, Seiten aufsteigen, haben wir gezeigt. Hierauf fussend, setzen wir den Abständen der Kometen aufs Neue folgendermaassen eine Grenze:

Fig. 220.

Es sei S die Sonne, T die Erde, STA der Winkelabstand des Kometen von der Sonne und ATB die scheinbare Länge des Schweifes. Da sich das Licht vom Ende des letzteren längs der geraden Linie TB fortpflanzt, so wird sich jenes Ende irgendwo auf dieser Linie befinden. Es sei D dieser Punkt, man ziehe DS, welche die Linie TA in C schneidet. Da der Schweif immer sehr nahe der Sonne gegenüber liegt, und daher diese, der Kometenkopf und das Ende des Schweifes in gerader Linie liegen, so befindet sich der Kometenkopf in C. Man ziehe SA TB, wodurch TA in A geschnitten wird; alsdann wird der Kopf des Kometen sich nothwendig zwischen T und A befinden. Das Ende des Schweifes liegt nämlich irgendwo auf der unbegrenzten Linie TB und alle Linien SD, welche von S nach TB gezogen werden können, schneiden die Linie TA irgendwo zwischen T und A. Ein Komet kann daher nicht weiter von der Erde entfernt sein, als um TA, und nicht weiter von der Sonne, als die Länge der Linie SA jenseits oder ST diesseits beträgt. Z. B. Am 12. Dec. 1680 stand der Komet um 9° von der Sonne ab und sein Schweif war mindestens 35° lang. Man construire nun das Dreieck TSA so, dass ATS = 9°, SAT = ATB = 35° wird; alsdann verhält sich die grösstmögliche Entfernung des Kometen von der Sonne zum Halbmesser der grossen Bahn, d. h. SA : ST = sin 9° : sin 35° nahe = 3 : 11.

Der Komet war daher damals um weniger als 3/11 des Abstandes der Erde von der Sonne entfernt und er befand sich entweder innerhalb der Merkursbahn[1] oder zwischen dieser und der Erde.

Ferner war am 21. December der Abstand des Kometen von der Sonne = 32°,4 und die Länge des Schweifes = 70°; daher verhielt


  1. [664] No. 359. S. 565. Die halbe grosse Axe der Mercursbahn ist = 0,387, wenn die der Erde = 1 gesetzt wird; mithin ihr Verhältniss = 387 : 1000 oder 4,2 : 11 > 3 : 11.
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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 565. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/573&oldid=- (Version vom 1.8.2018)