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VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.

1. Politischer Zustand.

Die Anwesenheit der Römer in diesem Oberamtsbezirk ist blos durch Reste ihrer Straßen, einige Spuren von Niederlassungen (s. 4, A.) und gefundene Anticaglien (z. B. eine Münze vom Kaiser Trajan v. J. 116, bei Busenweiler entdeckt) bekundet; namentlich sind bis jetzt keine größere oder mit Inschriften versehene römische Steindenkmale bekannt geworden. Er gehörte zu den Gegenden, welche am Schluß des 3. Jahrhunderts n. Chr. den Römern durch die Alemannen abgenommen wurden, welch’ letztere in diesen obern Gegenden selbst wieder um’s Jahr 536 unter die Botmäßigkeit der Franken kamen, wobei sie übrigens doch noch längere Zeit ihre Volksherzoge behielten. Ein neues Herzogthum Alemannien blühte mit dem Anfang des 10. Jahrhunderts auf.

Die Zeit des ersten Eintretens der Ortschaften in die beurkundete Geschichte, vom Anfang bis 1200 herab, reiht sich folgendermaßen: Aistaig, Mühlheim, Vöhringen 772, Bickelsberg, Brittheim, Dornhan, Dürrenmettstetten (?) 782, Beuren, Isingen 786, Sulz 790, Trichtingen 793, Binsdorf 843, Hopfau, Leinstetten 1085, Leidringen 1088, Rothenzimmern 1094, Kirchberg 1095, Breitenau, Fürnsaal um 1100, Boll 1101, Gundelshausen 1125, Wittershausen 1139, Renfrizhausen um 1180, Bettenhausen (12. Jahrh.).

Über diese Schwarzwaldgegend erstreckte sich die weitgedehnte Berchtoldsbaar.[1] Dieselbe im Großen beherrschte das Berthold’sche Geschlecht, die Stammeltern der nachherigen Herzoge von Zäringen (Stälin, Wirt. Gesch. 1, 551). Der Peratoldus, welcher 793 oder kurz zuvor dem Kloster St. Gallen eine Besitzung in Trichtingen überließ (Wirt. Urk.-Buch 1,44), gehörte wohl diesem Geschlechte an. Da die Zäringer bereits 1218 im Hauptstamm erloschen, so macht sich nur noch ein Nebenzweig derselben in diesen Gegenden bemerklich. Es sind dies die um’s Jahr 1186 abgezweigten Herzoge von Teck. Ihr Besitz in unseren Gegenden hing zusammen mit dem der Herrschaft Oberndorf, welche – wohl schon von ihren Zäringischen Ahnen – dem Kloster St. Gallen zu Lehen aufgetragen war und von den Herzogen von Teck als Zugehörung zu dem obersten Schenkenamt des Klosters zu Lehen getragen wurde. Herzoglich teckisch war


  1. Dornhan wird 1048 als im Nagoldgau gelegen bezeichnet, auffallender Weise, da die andern Orte dieses Gaues ziemlich nördlicher liegen.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 081. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/081&oldid=- (Version vom 1.8.2018)