Der freundliche, etwas weitläufig gebaute Ort, dessen reinlich gehaltenen Straßen durchaus mit Kandeln versehen, theilweise auch gepflastert sind, ist größtentheils in die Thalebene hingebaut, während einzelne Gebäude, worunter auch die Kirche, das Pfarrhaus und das Schulhaus etwas erhöht an den Thalgehängen stehen.
Im Ort bestand früher ein 1386 gestiftetes, 1550 aufgehobenes Frauenkloster des Dominikaner-Ordens; dieses nun abgegangene Gebäude, sowie die sehr alterthümliche Kirche, auf einer Anhöhe nordwestlich vom Dorf gelegen, waren mit einer doppelten mit Thürmen befestigten und mit einem Umlauf versehenen Mauer umgeben, welche gegenwärtig den Kirchhof noch umschließt, jedoch von ihrer ursprünglichen Physiognomie in neuerer Zeit etwas verloren hat. Die sehr ansehnliche, im germanischen Styl erbaute Pfarrkirche hat spitzbogige Eingänge und Fenster, von denen die letzteren an dem Langhause in neuerer Zeit ihre Ornamente in den Bogentheilen verloren haben, während sie an dem mit einem halben Achteck schließenden Chor noch in ihrer ganzen Schönheit erhalten sind. Der aus 6 Stockwerken bestehende, 121′ hohe Thurm, welcher ein Satteldach trägt, enthält von unten herauf Schießscharten, im obersten Stockwerk aber germanisch gefüllte Spitzbogenfenster; das untere Stockwerk desselben hat einen spitzen Durchgang, von dem ein spitzer Eingang in die Kirche führt, über dem die Jahrszahl 1513 angebracht ist. Auf dem Thurme hängen 4 Glocken mit folgenden Umschriften: 1) O rex glorie Christe veni cum pace. Osanna bin ich, Klein von Rotweil gos mich. Lucas, Marcus, Matheus, Johannes. Am unteren Rande steht anno und eine ganz eigenthümliche Jahrszahl, die etwa 1527 gelesen werden dürfte. Diese Glocke ist 40 Centner schwer und wegen ihres schönen Tons in der ganzen Gegend bekannt. 2) O rex glorie Christe veni cum pace und die 4 Evangelistennamen (in alten Majuskeln). 3) Die 4 Evangelistennamen und anno 1401. Die vierte ist aus neuerer Zeit. Von dem Innern der Kirche zeichnet sich hauptsächlich der Chor aus, welcher mit einem schön construirten, an den Gurten bemalten Netzgewölben gedeckt ist; die bemalten Schlußsteine enthalten in der Richtung von Westen nach Osten folgende Bildwerke: 1) der heilige Christophorus, 2) Johannes der Täufer, 3) der heilige Sebastian, 4) der heilige Remigius und 5) Maria mit dem Christuskinde. Ganz hinten an der letzten Gurtenkreuzung ist ein von einem Bären gehaltener Wappenschild angebracht, der ein Steinmetzzeichen und die Jahrszahl 1517 enthält. An den Gurtenkreuzungen um das Bild des Remigius sind 6 Wappenschilde angebracht.
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/139&oldid=- (Version vom 1.8.2018)