Schloßstraße die Spitalstraße ab und führt mit der Südseite der Stadt parallel laufend ebenfalls in der Nähe der Kirche in die Hauptstraße, so daß die drei Längenstraßen bei der Kirche und bei dem nahe gelegenen unteren Thor zusammentreffen. Die durchgängig mit Kandeln versehenen macadamisirten Ortsstraßen sind breit und ziemlich regelmäßig angelegt. Die meist gedrängt gebauten Häuser sind im Allgemeinen nicht unansehnlich und haben häufig noch ein alterthümliches Aussehen, während die Gebäude in den Vorstädten aus neuerer Zeit stammen.
Von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen, Gebäuden sind zu nennen:
1. Die Pfarrkirche, welche Eigenthum der Stiftung ist, war ursprünglich, so lange noch die Mutterkirche in Isingen war, bevor Rosenfeld eine selbstständige Pfarrei wurde, nur eine Kapelle St. Anna. Die Kirche hat im Allgemeinen wenig architektonischen Werth, indem sie im Laufe der Zeit styllos verändert wurde, indessen hat sich die an der Westseite angebaute Vorhalle in ihrem spät germanischen Style noch erhalten; sie hat einen spitzbogigen Eingang, auf jeder Ecke einen Strebepfeiler mit wohl ornamentirten Fialen und über denselben zwei fratzenartige Wasserspeier. Die Vorhalle selbst deckt ein Netzgewölbe, dessen einer Schlußstein das Schweißtuch der heiligen Veronica, der andere ein Brustbild zwei Wappenschilde haltend, enthält. Die Gewölbegurten gehen von Wappenschilden aus, auf denen verschiedene Handwerksabzeichen, wie z. B. der Bäcker, Metzger, Schuhmacher, Messerschmiede etc. abgebildet sind. Über dem spitzen Eingang, der von der Vorhalle in die Kirche führt, ist eine germanisch gehaltene Wandnische angebracht. An der Sacristei ist das aus Stein gefertigte Bild des h. Sebastian eingemauert (s. unten). Der Thurm ist in seinen unteren Theilen viereckig und geht gegen Oben in ein Achteck über, dem ein Bohlendach mit sog. Laterne aufgesetzt ist. Das weiß getünchte Innere der Kirche ist sowohl im Langhaus als im Chor flach gedeckt; letzterer hatte ursprünglich ein Gewölbe, was die noch vorhandenen, meisterhaft gearbeiteten Gurtenträger hinlänglich bekunden. Unter der Kanzel ist das württembergische Wappen mit der Jahrszahl 1504 angebracht, die Kanzel selbst aber ist neuer und im Rococostyl geschmacklos aufgeführt. Der Chor, welcher in dem untersten Stockwerk des Thurms sich befindet, bewahrt ein Grabdenkmal, ein geharnischter Ritter auf einem Löwen stehend. In das östliche Chorfenster sind zwei gute Glasmalereien, das württembergische und das rosenfelder Wappen mit der Jahrszahl 1594,
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)