Seite:OAB Sulz.djvu/239

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Außerhalb der Stadt steht das Schafhaus, welches zugleich Armenhaus ist.

Von Gebäuden, welche dem Staat gehören, sind zu nennen:

1. Das Stadtpfarreihaus, ein altes, jedoch in neuerer Zeit gut hergestelltes Gebäude, welches nahe der Kirche steht.

2. Der Fruchtkasten, ein massives 180′ langes, 58′ breites und 76′ hohes Gebäude, das im Jahre 1581 erbaut wurde; seit der Zehentablösung vom Jahr 1849 sind die Räume theilweise verpachtet, in denen über 10.000 Schffl. Früchte aufgespeichert werden konnten. In R. war schon einer der vier Fruchtkästen gewesen, welche Herzog Eberhard im Bart nach seiner Landesordnung von 1495 errichten ließ. – Außer den öffentlichen Gebäuden sind noch zu erwähnen: das ehemalige Burgschloß der Edlen von Rosenfeld, welches an der südwestlichen Ecke der Altstadt steht und nun in den Gasthof „zum Schloß“ umgewandelt ist; es bietet außer den dicken Mauerwandungen und einem Rest der ehemaligen Ringmauer, nichts Alterthümliches mehr. Das hinter dem Schloß auf der Stadtmauer gestandene Rondel ist jetzt in einen Pavillon umgewandelt. Im 16. Jahrhundert kamen in den Besitz dieses Schlosses die von Frauenberg, in deren Familie Konrad von Frauenberg Sophie, eine der Töchter des um 1499 gestorbenen Wolfs von R., zur Gemahlin hatte. Der nun als Apotheke benützte ehemalige Klosterhof ist ein sehr altes Gebäude, von dem man auf den Umlauf der nördlichen Stadtmauer gelangen konnte; über dem rundbogigen Eingang ist das gräflich württembergische Wappen angebracht.

Obgleich die Markung sehr quellenreich ist und von mehreren Bächen, wie von dem Stunzbach, Sulzbach, Weingartenbach, Kronbach etc. durchzogen wird, so ist doch die Stadt welche aus 7 laufenden und 2 Pumpbrunnen ihr Trinkwasser erhält, in ganz trockenen Jahrgängen nicht hinreichend mit Wasser versehen, indessen hören einzelne Brunnen in den Vorstädten niemals zu fließen auf. Ein schwefelhaltiger Brunnen befindet sich in der unteren Vorstadt. Von den Brunnen ist der vierröhrige Marktbrunnen vom Jahr 1560 der bedeutendste; er trägt auf der Brunnensäule das Standbild eines Ritters, auf dessen Schild das württembergische Wappen angebracht ist. Ein weiterer, ebenfalls vierröhriger Brunnen, der sog. Kirchenbrunnen, ist modern aus Eisen gegossen und trägt auf der Brunnensäule einen Adler mit halb ausgebreiteten Schwingen; der Brunnen stand früher in Lichtenegg und wurde im Jahr 1858 von der Gemeinde dem Freiherrn v. Stein abgekauft.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/239&oldid=- (Version vom 1.8.2018)