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immer noch einen bedeutenden Eindruck. Sie stammt aus drei verschiedenen Zeiten, war ursprünglich angelegt als eine dreischiffige flachgedeckte frühromanische Basilika mit zwei Thürmen gegen Osten, die den Schluß der Seitenschiffe bildeten. Diese Thürme stehen noch heute, sind im ersten Stockwerk kreuzgewölbt und enthalten hier in ihrer Ostwand, in der Mauerdicke ausgespart, je eine kleine halbrunde Abside (Chornische). Ihre obersten (vierten) Geschosse öffnen sich mit luftigen dreibogigen Säulenarkaden; die Säulen (jetzt leider beschädigt) tragen über einfach-schönen frühromanischen Blätterkapitellen hohe, weitausladende Aufsätze, die mit Akanthusblättern und volutenartigen Rollen geschmückt sind. Zwischen beiden Thürmen geht ein unschöner hölzerner Querbau herüber. Der südliche Thurm zeigt an den übrigen Stockwerken noch Wandstreifen und Rundbogenfriese; der nördliche Thurm ist eingebaut, und beide sind, wie leider die ganze Kirche, äußerst dick mit Tünche überzogen. Der alte halbrunde Chorschluß des Mittelschiffes ward in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts ersetzt durch einen langen und hohen gothischen Chor, mit schlichten schlanken Strebepfeilern und großen schöngefüllten Spitzbogenfenstern. Innen wird dieser Chor von einem prächtigen Sterngewölbe übersprengt, dessen Rippen von Engeln oder von Propheten-Brustbildern ausgehen; zum Unglück ist auch dieses Innere fingersdick zugetüncht. Auf den Schlußsteinen erscheinen das badische und das herzoglich württembergische Wappen und der h. Pankratius. Auf einem Schildchen sieht man ferner wohl das Zeichen des Baumeisters: Zwischen beiden Thürmen ist ebenfalls ein gothisches Gewölbe eingespannt. Das flachgedeckte Langhaus der Kirche wurde nach seiner Verbrennung durch die Franzosen im Juli 1693 in höchst einfachen Formen wieder aufgebaut; an seiner Nordwestecke steht 1697.

Im Chor sind mehrere Mitglieder des markgräflich badischen Hauses beigesetzt. Ursprünglich in verschiedenen Kapellen der Kirche begraben wurden diese Gebeine den 8.–12. Okt. 1513 hieher versetzt und in vier Grabstätten niedergelegt. Die Stelle jeder derselben bezeichnet eine 2′ lange mit dem badischen Wappen geschmückte und mit der Jahreszahl 1515 versehene Erzplatte, an deren oberem Ende je noch eine weitere Erzplatte mit einer Inschrift sich befand. Nur die beiden folgenden Inschriftplatten sind noch erhalten.

Die erste Inschrift lautet:

Hac cubat Hermannus Badensis marchio tumba,
Qui claustri et templi conditor hujus erat.
Anno milleno moritur, centum quoque subdas
Terque decem a puero, quem pia virgo parit.
Huc dum transfertur cum posteritate, fluebant
Quindecies centum cum tribus adde decem.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)