noch begraben ein Kraft von Hohenlohe, Friederich Sturmfeder und seine Gattin Agathe von Thalheim, Bernolt von Urbach, Albrecht von Bönnigheim.
In der Nähe an der Nordwand sieht man ein hübsches steinernes Sakramenthäuschen gothischen Stils; bemerkenswerth sind noch in der Kirche ein schönes altes Krucifix und die reiche gothische Stabwerkspforte, welche in die nördlich an den Chor gebaute Sakristei führt und deren Thüre mit trefflichem Schmiedeisenwerk beschlagen ist. Um die neu errichtete gothische Kanzel stehen die Bilder Christi, Johannis d. T. und der vier Evangelisten. Das Schiff der Kirche wird durch viele Emporen, der Chor durch die Orgel theilweise verdeckt. In der zweistockigen, unten von einem schönen Netzgewölb übersprengten gothischen Sakristei befindet sich ein sehr gut geschnittener gothischer Kasten. Auf dem Südthurme hängen zwei Glocken, beide 1695 gegossen von Georg Lehner von Stuttgart. Außen an der Nordwand des Schiffes steht ein schöner großer, ziemlich beschädigter Grabstein; er ist in gothischem Geschmack aus Sandstein gehauen und mit dem Bild eines Geistlichen in halberhabener Arbeit geziert. Am Rande liest man: Anno domini MCCCCCXV. undecima julij obijt venerabilis vir Jacobus Wygk de Winnden, huius ecclesiae collegiatae a conventuali in saecularem translatae primus praepositus, quo praesidente translatio facta est a. D. 1477. Cuius anima requiescat in pace.
Vermöge Vergleichs vom 24. Januar 1870 hat die Staatsfinanzverwaltung die Kirche mit den nächstliegenden Umgebungen der hiesigen Kirchengemeinde als volles Eigenthum abgetreten und hat für die Übernahme der Baulast an der Kirche und den Umfassungs- und Stützmauern eine in drei Jahreszielern fällige Abfindungssumme von 20.000 fl. an diese Gemeinde zu entrichten.
2. Die St. Michaelskirche oder Stadtkirche, westlich von der Pankratiuskirche am Abhang des Schloßbergs gelegen, von ihr steht nur noch der Chor, über dem sich seit 1614 der große Thurm erhebt; das Schiff der Kirche wurde 1807/8 vollends abgerissen; es war noch das Schiff der alten um’s Jahr 1122 erbauten Basilika, die, laut Urkunden am Ende des 16. Jahrhunderts als Kornkasten, seit 1614 wieder als Kirche benützt, im Jahre 1693 von den Franzosen verbrannt wurde und seitdem in Trümmern lag. Erhalten ist, wie gesagt, nur der hohe aus der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts stammende Chor, ein Prachtbau, leider fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt, denn darüber erhebt sich jetzt in einfachen Renaissance-Formen der 1614 erbaute Glockenthurm, und innen ist der Chorraum zu Holzställen eingerichtet und ganz dick übertüncht, so daß die schönen, aus tief unterschafftem Laub-, Thier- und Maskenwerk reich zusammengeschlungenen Kapitelle seiner schlanken Säulenbündel
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/129&oldid=- (Version vom 14.12.2022)