Kirche und Schule gehört der Ort nach Unter-Weissach. Im Hause des Schultheißen befindet sich die Rathstube.
Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 16 Pump- und 3 Schöpfbrunnen, auch die Markung ist reich an guten Quellen, die bedeutendsten sind die sogenannten Brunnenstuben und der Hummelsbrunnen im herrschaftlichen Seegut; auf der sogenannten Amtwiese liegt ein jetzt zugedeckter Hungerbrunnen. Von den zahlreichen über die Markung fließenden Bächen nennen wir den Allmersbach, die Weissach, den Gruppenbach, den Heutensbach und den Wattenbach. Bei der nördlich gelegenen Seemühle bestand früher ein 90 Morgen großer herrschaftlicher See, dessen Grund jetzt vom Staat als Ackerfeld verpachtet wird. (s. auch unten.)
Vicinalstraßen führen nach Unter-Weissach und nach Heutensbach, die von Unter-Weissach nach Ober-Weissach berührt die Markung. Über den Gruppenbach gehen zwei steinerne Brücken und ein Steg, über den Wattenbach eine steinerne Brücke, über den Mühlbach ein Steg; sie sind sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.
Die Einwohner, ein gesunder Menschenschlag, von denen gegenwärtig zwei über 80 Jahre zählen, finden ihre Hauptnahrungsquellen in Feldbau, Viehzucht und Obstbau; Gewerbe werden nur wenig getrieben; ein Hufschmied, ein Schuster und ein Schneider befinden sich im Orte, dann viele Weber, die nebenbei Ackerbau treiben. Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren; der begütertste Bürger besitzt 40, der Mittelmann 10, die ärmere Klasse 2–3 Morgen Feld. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig nur zwei Personen.
Die nicht große, flachwellige, von vielen mäßig eingefurchten Thälchen durchzogene Markung hat einen ziemlich fruchtbaren, meist aus Lehm bestehenden Boden, zuweilen treten auch die unteren Keupermergel und deren thonige Zersetzungen auf.
Das Klima ist gesund, dagegen schaden Frühlingsfröste und kalte Nebel nicht selten den feineren Gewächsen und den Reben, auch ist die Gegend rauhen Winden ausgesetzt und Hagelschlag kommt zuweilen vor.
Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Hohenheimer-, theilweise auch noch des Beetpflugs fleißig getrieben. Von den Getreidefrüchten gedeihen Dinkel, Roggen, Haber, Gerste und Einkorn, letzteres besonders gerne. Von Brach- und Handelsgewächsen wird viel Flachs und Hanf gebaut und versponnen; beinahe alle Bürger weben Tuch auf den Verkauf. Kartoffeln gerathen gut; unter den Futterkräutern werden hauptsächlich Wicken und dreiblättriger Klee gebaut. Über den eigenen Bedarf können jährlich 2–300 Scheffel Dinkel und etwa 10 Scheffel Haber nach außen verkauft werden.
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/167&oldid=- (Version vom 1.8.2018)