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Ansehen, indem er gute Brunnen dahin leiten (früher hatte man sich mit dem Wasser aus den Cisternen und Senklöchern beholfen), ein Pflaster anlegen und eine Schule und ein Rathhaus erbauen ließ.

Aus der Geschichte der Stadt[1] sind folgende Einzelnheiten hervorzuheben. Im Bauernkrieg standen Stadt und Kloster im April 1525 in großer Gefahr, von den Hallischen Bauern, welche durch Bauern vom Gmünder Wald verstärkt waren, zerstört zu werden, allein ihr Hauptmann, Jakob Müller von Hall, wendete dies durch die Vorstellung ab, daß sie sich die Nothdurft an Lebensmitteln durch diese Zerstörung selbst benähmen (Widmann, s. S. 246); Unterthanen des Klosters traten dem Wunnensteiner Haufen bei. Als i. J. 1546 Kaiser Karls Kriegsvolk über Hall in das Land einrückte, wurde aller Vorrath an Früchten weggenommen und erlitten die Stadt sowie das Kloster bedeutenden Schaden, daher das letztere den 20. December für sich und die Stadt nebst allen Leuten, Unterthanen, Hintersassen und aller Habe und Gut einen Schirm-, Schutz- und Sicherungsbrief vom Kaiser erlangte. – Im dreißigjährigen Kriege nahmen die Schweden im April 1634 Quartier in Stadt und Amt, im August desselben Jahres sollen die Kaiserlichen bis in die Nähe von Murrhardt gekommen sein, das französisch-weimaranische Heer, welches gegen Ende des Jahres 1642 im Lande einrückte, plünderte die Stadt und das Kloster, und im April 1648 hausten die schwedischen Truppen in der ganzen Gegend wie Feinde. (v. Martens 229, 348, 354, 431, 457. Sattler Topogr. 517): Den 22. Oktober 1648 ging von Murrhardt die klägliche Nachricht ein, daß seit der Nördlinger Schlacht die Stadt und das Amt


  1. Über das Verhältniß zwischen ihr und dem Kloster in älteren Zeiten sagt zwar Besold (Prodromus vind. 105, 107, 112): der Abt habe zu Murrhardt nicht nur das Recht gehabt, das aus 12 Beisitzern bestehende Gericht zu besetzen, ohne seinen Willen habe es nicht zusammengerufen werden können, dem Abte haben die Gemeinderechnungen vorgelegt und wegen des Überschusses habe sein Befehl erwartet werden müssen, sondern er habe auch das Recht gehabt, peinlich zu strafen, was der alte Name Galgenacker noch heutzutage beweise; erst nach der Reformation habe Thomas Karlin i. J. 1548 bei seiner Gelangung zur Abtswürde die Untersuchung und Bestrafung peinlicher Vergehen dem Vogt zu Marbach überlassen. Allein die sonstige Geschichte der Stadt, ihre Beziehungen zu den Grafen von Löwenstein und Württemberg sprechen nicht hiefür. Besold ist bei seiner bekannten Tendenz gerade in solchen Fragen kein durchaus zuverlässiger Gewährsmann und in der oben genannten, von ihm (a. a. O. 233) behandelten Kapitulation des Abts Thomas spricht er selbst nur von Verbrechen, welche auf des Klosters Territorium begangen worden, dagegen ist nicht gesagt, daß die Stadt als solche selbst einen Theil dieses Territoriums ausgemacht habe. In der späteren Zeit, nach der Reformation, bildeten übrigens Stadt und Klosteramt zusammen ein Ganzes, und war der Vogt, später der Oberamtmann zugleich Klosterverwalter.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/243&oldid=- (Version vom 1.8.2018)