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Schenkung K. Karl der Große im Oktober 788 in der Kilianskirche zu Würzburg auf Bitte seiner Gemahlin Fastrada und des h. Bonifacius, Erzbischofes zu Mainz, sowie K. Otto III., indem er den 12. December 993, noch minderjährig, auf Bitten seiner Großmutter Adelheid und seiner Schwester Sophie, Äbtissin zu Gandersheim, obige Besitzungen, welche in der Zwischenzeit dieser Kirche entfremdet worden waren, derselben zurückgab. Die Pippin’sche Schenkungsurkunde ist nun jedenfalls nicht mehr vorhanden und diese Erzählung gründet sich nur auf die im Wirt. Urkundenbuch (1, 36 u. 229) abgedruckten Urkunden K. Karls des Großen und K. Otto’s III., welche der Pippin’schen Schenkung Erwähnung thun. Die aus Copialbüchern des Stiftes Würzburg stammende Urkunde K. Karls ist sicherlich unächt, denn von den in ihr als mitwirkend genannten Personen starb Burkhard, der erste würzburgische Bischof, 753, Pabst Zacharias 752, der h. Bonifacius 753, während die Königin Fastrada um 783 mit K. Karl vermählt wurde, dagegen ist die Urkunde K. Otto’s III. in einem Originale vorhanden, an dessen Ächtheit zu zweifeln kein Grund vorliegt. Es ergibt sich daraus eben, daß die „praecepta regum Pippini et Karoli“, welche Bischof Bernward von Würzburg damals dem Kaiser Otto III. präsentirte, unächt waren, wogegen die Annahme nicht ausgeschlossen ist, das Kloster Murrhardt habe damals schon längere Zeit bestanden und obige Besitzungen seien schon in älteren Zeiten würzburgisch gewesen, in der Zwischenzeit aber in andere Hände gekommen. – Die andere Erzählung von der Gründung des Klosters, welche in ihrer reicheren Ausschmückung schon oben (S. 239) mitgetheilt worden, beruht auf dem sog. Stiftungsbriefe K. Ludwigs des Frommen von 817. Nach ihm hätte dieser Kaiser dem Einsiedler Walderich, den er zugleich zu seinem Beichtvater angenommen, Land gegeben, um mit 12 Brüdern ein Kloster zu gründen, mit den Steinen der zu diesem Zwecke niedergerissenen Hunnenburg die Kirche erbaut und sie zu Ehren der Jungfrau Maria und des h Januarius weihen lassen, derselben die Pfarreien Murrhardt, Sulzbach und Vichberg und in der Folge noch andere Güter geschenkt, das Kloster feierlich in seinen Schutz genommen und ihm gestattet, seine Äbte und Vögte frei zu wählen und nach Umständen absetzen zu können. Daß diese Urkunde unächt ist, wird heutzutage nicht mehr bezweifelt, wenn sie gleich vom Pabst Honorius II. den 10. Juli 1225, sowie den deutschen Kaisern: K. Karl IV. den 13. August 1358, K. Friederich IV. den 26. September 1444 und K. Karl V. den 16. September 1550 bestätigt wurde. (Nur die letzte Urkunde ist noch im Original vorhanden und gedruckt in Würdtwein Subs. dipl. 4, 308. Vrgl. Wirt. Urkundenbuch 1, 89, wo das Datum der päbstl. Bulle jedoch zu berichtigen ist, und Chmel Regest. Friderici IV. nro 1761).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/247&oldid=- (Version vom 1.8.2018)