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sich sammelnd, durchfurchen in leichten Thälchen diese Höhe, auf der gegen Westen der Wald bis nahe an die einfachen mit rothangestrichenen Brettern vertäfelten Holzhäuser herantritt, daneben aber gedeihen noch viele Obstbäume um das Dorf her. Der Ort ist nach Groß-Erlach eingepfarrt; ein Friedhof ward 1865 außerhalb angelegt. Das in einem Gebäude vereinigte, 1842 erbaute Rath- und Schulhaus enthält neben den Gemeinderathsgelassen ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Eine Industrieschule für Mädchen besteht auf Kosten des Staats.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend ein durch eine Leitung von Thonröhren laufender Brunnen, ein Schöpf- und 6 Pumpbrunnen. Auch auf der Markung gibt es verschiedene lautere Brunnquellen, dann fließen darüber die Roth, der Rabbach und einige ganz kleine Bäche. Ein künstlicher Weiher besteht im Ort.

Eine Vicinalstraße führt von hier nach Groß-Erlach.

Die Einwohner sind ein schöngewachsener gesunder Menschenschlag. Ihre Haupterwerbsquelle ist neben dem Feldbau und der Viehzucht der Besenhandel, der gerade keinen günstigen Einfluß auf den Charakter der Bewohner ausübt. Außer Besen werden auch viele Schindeln verfertigt; der Absatz, geht meist nach Stuttgart und Umgegend; auch wird noch Weberei, Schusterei und Schreinerei betrieben. Zwei Schildwirthschaften und zwei Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse sind meist wenig befriedigend, der reichste Bürger besitzt 25 Morgen Feld und ebensoviel Wald, der Mittelmann 15 Morgen Feld und 6 Morgen Wald, der ärmere 2 Morgen Feld.

Auf den angrenzenden Markungen von Vorder-Büchelberg, Groß-Höchberg und Altfürstenhütte besitzen die Ortsbürger etwa 200 Morgen, meistens Wald.

Die kleine, ganz am nördlichen Ende des Oberamtsbezirks gelegene Markung bildet eine von Thälchen und Rinnen mäßig durchfurchte Hochebene und hat größtentheils einen unergiebigen, mageren Sandboden, der mit wenig Ausnahme aus den Zersetzungen des Stubensandsteins besteht.

Das Klima ist rauh und wegen der hohen Lage die Luft meist bewegt, nicht selten stürmisch; auch schaden zuweilen Frühlingsfröste, dagegen kommt Hagelschlag selten vor. Es ist daher die Landwirthschaft etwas zurück und von landwirthschaftlichen Neuerungen haben nur die Brabanter- und Suppinger Pflüge Eingang gefunden, auch eine Walze ist im Ort und die Düngerstätten sind meist nach besseren Grundsätzen angelegt.

Vorherrschend werden gebaut Roggen, Haber und Gerste, weniger Dinkel, Einkorn und Weizen; dann Kartoffeln, etwas Flachs, Hanf und Wicken. Früchte müssen noch von außen bezogen werden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)