bildet eine Vorhalle, sein drittes ist achteckig mit gedoppelten Rundbogenfenstern und wird von schlankem Zeltdache bekrönt. Auch das einfach bemalte Innere, flachgedeckt, mit schmälerem Chor und halbrundem Triumphbogen, macht einen ganz wohlthuenden Eindruck. An die Kirche ist nördlich in demselben Stile das neue katholische Pfarrhaus angebaut. Beide ließ 1846 der kath. Kirchenrath aufführen und schenkte sie der hiesigen kath. Kirchengemeinde, der nun die Unterhaltungspflicht obliegt. Der Gottesacker liegt außerhalb.
Das evangelische Schulhaus enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung der 2 evangelischen Lehrer. Das kath. Schulhaus, ein Vermächtniß des verstorbenen Pfarrers Schmid, enthält neben der Schule die Wohnung des kath. Schulmeisters. Das Rathszimmer befindet sich in einem Privathause.
Eine besondere Zierde des Ortes ist das in dem herrlichen trefflich gehaltenen Parke gelegene schöne im Achteck erbaute Schloß des Freiherrn von Sturmfeder. Es ist rings von einem See umflossen, so daß man auf einer Brücke hinübergelangt, und wurde 1770/78 an der Stelle des früheren 1575 errichteten erbaut. Im Erdgeschoß enthält es Speisesaal, Küche, sechs Zimmer und die Schloßkapelle, welche einige schöne alte Denkmäler und einen Altar aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts besitzt; der zweite Stock enthält einen Saal und 10, der dritte 12 Zimmer. An einer stillen Stelle des Schloßgartens steht unter ehrwürdigen Bäumen das große steinerne Grabdenkmal der Maria Charlotte, Gemahlin des Freiherrn Carl Theodor von Sturmfeder, geborenen von Greiffenclau, geb. 3. Mai 1760 † 21. Juli 1800.
Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 8 Pumpbrunnen. Das Gasthaus zum Hirsch soll früher ein Bad gewesen sein, noch heißen die anstoßenden Wiesen Badwiesen. Außer der Rohrbachquelle sind keine bedeutenden Quellen auf der Markung; es fließen darüber die Murr, der Rohrbach und der in heißen Sommern versiegende Froschbach. Der im Schloßgarten liegende See ist 14/8 Morgen groß, wird vom Rohrbach gespeist und kann abgelassen werden. Früher waren 2 Seen südlich am Ort, deren Boden jetzt zu Wiesengrund und zu einer Baumschule verwendet wird; der eine war 46/8, der andere 4 Morgen groß.
Die Staatsstraße von Ludwigsburg nach Hall führt durch den Ort, dann gehen von hier Vicinalstraßen nach Reichenberg und nach Aichelbach. Eine hölzerne Brücke führt über die Murr, eine steinerne über den Rohrbach und eine über den Rohrschbach; die Unterhaltung der Brücken hat die Gemeinde, nur die der Murrbrücke steht zur Hälfte der Gutsherrschaft zu.
Die Einwohner sind im allgemeinen fleißig, ordnungsliebend und von guter körperlicher Beschaffenheit; gegenwärtig befinden sich
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/275&oldid=- (Version vom 1.8.2018)