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obere Roßstaige; dann aus dem, dem Sensenbachthale genäherten, übrigens noch am Bergabhange gelegenen Theile. – Sensenbach, auch die untere Roßstaige genannt; ferner aus dem in unmittelbarer Nähe von Spiegelberg gelegenen, aus nur 6 Häusern bestehenden Theile – die sogenannte innere Roßstaige. Zum Oberamt Weinsberg dagegen (s. O.-A.-Beschr. Weinsberg S. 316) gehört die sog. gräfliche oder fürstliche Roßstaige, eine auf Löwensteinischen Ursprung zurückzuführende Bezeichnung, theils in unmittelbarer Nähe der inneren Roßstaige, theils am Bergabhange, am Wege, der in die obere Roßstaige führt, gelegen.

Vorder-Büchelberg, 1 Stunde nördlich von Spiegelberg auf der Anhöhe zwischen dem Buchenbach und dem Bodenbach hoch und frei gelegen.

Seine Entstehung und seinen Namen verdankt Spiegelberg einer Spiegelfabrik.[1] Im J. 1700 wurde zuerst von Seiten des herzoglichen Kirchenrathes ein Versuch gemacht, in dem zum Kloster Steinheim gehörigen Juxwald eine Glasfabrik zu errichten, sodann von demselben im J. 1701 in diesem Wald oben auf dem Berg zuerst eine blose Trinkglashütte, hernach im J. 1705 auch eine Spiegelhütte unten im Thale gebaut, in der Folge auch die erste Hütte auf dem Berg zu einer Spiegelhütte umgeschaffen und dagegen eine neue Glashütte in dem sog. Joachimsthale unweit Lichtenstern gegründet. Gleich nach ihrer Erbauung und Einrichtung wurden sämtliche Hütten in Bestand gegeben. Im Jahre 1737 übernahm der Kirchenrath die Fabrik wieder selbst und führte sie auf eigene Rechnung. Durch sie bildeten sich die Orte Spiegelberg im Thale und Jux auf dem Berge.

Die Fabrik wurde unter der Aufsicht des Kirchenrathes durch einen Beamten und Fabrikdirektor gemeinschaftlich mit einem Kontroleur betrieben, sie erhielt gleich bei ihrer Errichtung eine besondere Ordnung d. d. 3. Jan. 1702, welche von Zeit zu Zeit erneuert wurde, sowie verschiedene Privilegien und Freiheiten. Sie lieferte Gläser zu 7 Fuß Höhe, ein reines Glas, schöne Schleif- und Belegarbeit, hatte vielen Absatz, nicht nur im Lande selbst, sondern auch nach Frankreich und Holland. Allein die Verwaltung war eine zu theure, es wurden zu viele Beamte angestellt, kostbare Gebäude errichtet, dazu wurde zur Unzeit der Preis erhöht und so hörte der Verschluß auf. Nachdem die Spiegelhütte auf dem Berg und die Glashütte im Joachimsthal schon lange zuvor eingegangen, wurde die Fabrik im J. 1794 gänzlich aufgehoben.

  1. Zum Folg.: Roller, Versuch eines Grundrisses des wirt. Polizeyrechts 1. Aufl. Bd. 2. 1801 S. 271 ff. und Röder, Geogr. Wirtembergs. 1. Abth. Neckarkreis S. 340
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/309&oldid=- (Version vom 1.8.2018)