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es die Gemeinde von einem hiesigen Bürger. Eine Kelter mit 2 Bäumen steht 1/8 St. vom Ort, in der Nähe der Weinberge.

Gutes Trinkwasser liefern stets in Fülle 30 Pump- und 6 Schöpfbrunnen, auch ist die Markung sehr reich an guten Quellen, worunter die bedeutensten sich im sog. alten See befinden. Fast jeder Bauer hat seinen eigenen Brunnen. Der Pflasterbrunnen mitten im Ort ist ein sog. Hungerbrunnen. Über die Markung fließen die Murr und der 1/8 St. östlich vom Ort in den Breitwiesen entspringende Bodenbach; er fließt durch das Dorf und nimmt ein aus dem alten See kommendes Bächlein auf; dieser sog. alte See liegt 5 Minuten östlich von Steinbach und wird jetzt theils als Wiese, theils als Hanfraise benützt.

Vicinalstraßen führen von hier nach Backnang, Oberbrüden und Zell. Über die Murr geht ein von der Gemeinde zu unterhaltender hölzerner Steg.

Von den im allgemeinen gesunden Einwohnern sind gegenwärtig zwei über 80 Jahre alt; man trifft unter ihnen viel Fleiß und Sparsamkeit. Die Haupterwerbsquellen bilden Feldbau, Viehzucht und Weinbau. Von den Handwerkern arbeiten nur Maurer und Weber nach außen. Eine Schildwirthschaft und ein Kramladen besteht. Die Vermögensverhältnisse sind befriedigend, indem die meisten Bürger dem Mittelstande angehören. Der größte Gutsbesitz beträgt 60 Morgen, der des Mittelmannes 20, der ärmeren Klasse 3–5 Morgen Feld. Freiherr von Sturmfeder besitzt auf der Markung 140 Morgen, wovon 44 Morgen Neubruch, das Übrige ist Wald; das Neubruchfeld ist morgenweise an einzelne Bürger verpachtet, während die Waldungen selbst bewirthschaftet werden.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl mittelgroße Markung ist mit Ausnahme der für den Wein- und Waldbau benützten Gehänge ziemlich eben und hat einen fruchtbaren meist tiefgründigen Boden, der theils aus Lehm, theils aus einem etwas schweren Thon (Zersetzung des Keupermergels) besteht und gegen die Murr hin kalkreich wird.

Das Klima ist mild und gesund und nur zuweilen schaden Frühlingsfröste den feinern Gewächsen und der Obstblüthe. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben und der Boden durch Anwendung von Düngersurrogaten (Gips, Asche), wie durch die in gut eingerichteten Düngerstätten fleißig gesammelte Jauche etc. zu verbessern gesucht. Der Brabanter Pflug und die eiserne Egge sind eingeführt.

Man baut vorherrschend Dinkel, Haber, Sommergerste, weniger Hirse und Weizen, ferner Kartoffeln, sehr viel dreiblättrigen Klee, Angersen; Reps und Mohn wird selten gepflanzt, dagegen Hanf und Flachs in großer Ausdehnung, welche theils gesponnen, theils ungesponnen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/312&oldid=- (Version vom 1.8.2018)