Seite:OABalingen0048.jpg

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wie eine vorweltliche Registratur, fremdartig ansprechen. Entzückend ist es, wenn man, z. B. vom freundlichen Pfarrhause aus, hineinblickt in das hier mit mächtigen Bergen näher zusammenrückende majestätische Hauptthal der Eyach, und hinüber an die Felsriesen des linken Thalgehänges, wie sie hertreten mit starren Stirnen, einer hinter dem andern, Lochen, Hörnle, Winkel, Gräbelesberg, Thierberg. 1

Von Frommern gehen wir, Dürrwangen bleibt rechts, über das unter schattigen Nußbäumen ruhende Stockenhausen, am Schalksbach hinauf, der durch ein tief eingerissenes felsiges Rinnsal murmelnd sich fortwindet und bei Zillhausen über eine 82 Fuß hohe weit vorkragende Felsbank in den tiefen Kessel des sogenannten Wunderloches sich schäumend hinabstürzt. Bei stark angeschwollenem Bache wird der Fall durch seine Höhe und das Überhängen des düsteren Felsens, so daß man zwischen diesem und dem Wasserstrahl durchgehen kann, großartig und weithin brausend; aber die Nacktheit der ihn rings umragenden schwarzgrauen Felsenlager macht ihn freudlos und schaurig. – Von Zillhausen wandern wir vollends am zahm gewordenen Bache hinauf nach Streichen und auf die hinter dem stillen Dörflein gelegene Höhe, um hinabzuschauen in das prächtige milde, weich in Obstwuchs gebettete Zillhauser Thal mit seinem großgeformten waldigen Gebirgshintergrunde, und gehen dann von Zillhausen durch ein lachendes Thal ostwärts über die nur unmerklich ansteigende Wasserscheide zwischen dem Zillhauser Bach und den nach Pfeffingen eilenden Bächen und nun durch das liebliche Pfeffinger Thal herab nach Margrethausen, das mit seinem ehemaligen Kloster stattlich auf einer in das Thal vortretenden Bergvorstufe liegt. – Uns zur Rechten aber erhebt sich, als eine vollkommene, viel und tief ausgezackte, ganz von Felsenkränzen umzogene Insel, der Burgfelder Gebirgsstock, zu dem wir von Margrethausen aus in der wilden Käsenthalerschlucht hinaufdringen können. Auf dieser Berginsel steht auf magerer Ackerfeldebene eines der höchst gelegenen Dörfer unseres Landes, Burgfelden, karg und kahl, aber mit sehr alter, einst mit beträchtlichem Aufwand vortrefflich gebauter Kirche, und wunderschön ist der Aus- und der Niederblick von dem, westlich vom Dorf keck am saftgrünen Wannenthal vorspringenden Böllatfelsen, und südwestlich, auf der andern Seite des Wannenthals gelangt man über einen lang hinziehenden, schwindlig hohen und oben nur die Breite eines Fußwegs bietenden Sattel hinüber zu den Ruinen

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0048.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)