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1810 wurde das Dekanat dem Generalate Tübingen, am 17. Oktober 1823 dem Generalate Reutlingen zugetheilt. Es trat am 20. April 1824 ans Dekanat Sulz ab: Bergfelden, Bickelsberg mit Brittheim, Leidringen mit Rothenzimmern, Rosenfeld mit Isingen und Trichtingen, sowie in der Folge Aistaig und Vöhringen. Nunmehr gehören zum Balinger Dekanate sämmtliche evangelischen Pfarreien des Oberamts und vom Oberamt Rottweil die evangelische Gemeinde Täbingen.

Die 22 Gemeinden des alten Balinger Amts ausschließlich der Oberamtsstadt hatten in früheren Zeiten eine Gesammtverwaltung ihrer Stiftungen: die Heiligenvogtei Balingen. Diese wurde im J. 1827 aufgelöst und wurde hiebei, da die ursprünglichen Einlagen der einzelnen Gemeinden nicht mehr zu erheben waren, der Steuerfuß als Maßstab für die Vertheilung des Vermögens zu Grunde gelegt. Letzteres wurde zu 64.078 fl. 33 kr. berechnet, da aber beträchtliche Lasten z. B. an Gülten 3386 fl., an Besoldungen 25.281 fl. (im Kapitalwerth), an Baulasten 23.800 fl. auf ihm ruhten, so kam schließlich an die einzelne Gemeinde nur noch ein sehr bescheidenes Kapitalvermögen.


Besondere Schicksale.

Von besonderen Schicksalen, welche das ganze Oberamt betrafen und daher weniger für die Darstellung der Geschichte der einzelnen Orte sich eignen dürften, sind namentlich folgende kriegerische Ereignisse hervorzuheben.

In den Fehden, welche zur Zeit K. Rudolfs I. Schwaben vielfach durchtobten, kam es, während der König die Stadt Stuttgart im Herbst d. J. 1286 belagerte, bei Balingen am 23. Oktober zu einem Kampfe zwischen dem königlichen Anhänger Graf Burkhard IV. von Hohenberg und Graf Eberhards des Erlauchten von Württemberg Bundesgenossen, Graf Friedrich von Zollern, wobei von Graf Burkhards und seines Bruders Graf Albrechts II. Leuten viele gefangen und getödtet wurden, der Zoller somit den Sieg erfochten zu haben scheint. Daß die Stadt in diesem Kriege kurz zuvor am 2. Juni d. J. überfallen, eingenommen und gänzlich verbrannt worden sei, berichten nur spätere Schriftsteller, wie Zeiller und Rebstock (vergl. v. Martens 41. Stälin 3, 56. Schmid, Hohenberg 60).

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)