Seite:OABalingen0240.jpg

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in ihm die römischen Niederlassungen gewiß spärlicher, als in den fruchtbareren und milderen Gegenden unseres Landes, andererseits aber gingen einige höchst wichtige Straßenstränge durch den in der Ecke zwischen Neckar und Donau gelegenen hindurch, auch mögen schon lang vor den Römern uralte Handelswege, sogar über seine höchsten Höhen, eben von der Donau zum Neckar gezogen sein.

Von einzelnen Römerstraßen, soweit sie sich bis jetzt entdecken ließen, wären anzuführen:

1) Die von Rottenburg über Hechingen herkommende Straße, die über Engstlatt, Balingen, Endingen, Erzingen, Dotternhausen nach Schömberg und Rottweil führt; sie betritt unsern Bezirk auf Engstlatter Markung als die jetzige Landstraße und läuft diese verlassend an der Westseite der Stadt Balingen vorbei, wo ihr Pflaster beim Bau der Eisenbahn durchschnitten wurde; sie ist unten am Heuberg und weiter im Thal noch sichtbar, zieht nordwestlich an Endingen vorbei über die Kapellenäcker, heißt „alte Heerstraße“, bei Endingen „Heerweg“ und folgt zum Theil zwischen Erzingen und Dotternhausen der jetzigen Landstraße. Von Balingen aus zielt sie fast schnurgerade in südwestlicher Richtung auf Rottweil.

2) Eine zum Theil noch erhaltene und sichtbare Römerstraße ging von der ersten bei Engstlatt ab und zog über den südlichen Theil der Ostdorfer Markung nach Geislingen, wo wahrscheinlich eine römische Niederlassung war, und über Leidringen (OA. Sulz), wo vor einigen Jahren Trümmer eines römischen Mosaikbodens aufgedeckt wurden, gegen Harthausen OA. Rottweil. Auf Ostdorfer Markung ist sie zum Theil als „Heerstraße“ noch sichtbar, geht über die Geislinger Markung an der Heiligkreuzkapelle vorbei, von Geislingen aus eine gute Strecke auf der jetzigen Landstraße bis zum Häsenbühl, und von da über den Galgenberg nach Leidringen, von hier an führt sie unter dem Namen „Hardtweg“ weiter. – Ihr Zug in westsüdwestlicher Richtung weicht möglichst wenig von der geraden Linie ab.

3) Von Dautmergen (OA. Rottweil) zieht eine Römerstraße nordostwärts, die eben beschriebene östlich vom Häsenbühl kreuzend, zu der römischen Niederlassung auf den Saibswiesen bei Erlaheim, an der Binsdorfer Markungsgrenze; sie läuft von Dautmergen her auf der jetzigen Landstraße als „Heerstraße“, verläßt dieselbe, ihre gerade nordöstliche Richtung beibehaltend,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0240.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)