Seite:OABalingen0248.jpg

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dann senkt sich erst noch das Terrain ziemlich stark abwärts, so daß die auf den Wällen Stehenden den anstürmenden Feind tief unter sich hatten. Die beiden Steinwälle stoßen an der Westseite des Berges in gerader Linie auf den Abgrund, an der östlichen Seite geht der vordere Wall, da der hintere auf der obersten Felsenkante liegt, noch weiter fort in einer Mulde und scheint sich dort an den Felsrändern gegen Norden umgebogen zu haben, doch ist hier durch früheren Bergbau, Bohnerzgruben, Alles zerwühlt und verändert.

Unter dieser inneren, 1000–1100 Fuß langen und 500 bis 600 Fuß breiten Festung läuft in nordwestlicher Richtung vom Ostrande bis zum Nordwestrande hin ein Höhlengang, gegen 300 Fuß lang, 7 Fuß breit und meist über 6 Fuß hoch; er mag als Versteck und Fluchtrohr, aber auch als Wohnung und zur Aufbewahrung von Vorräthen gedient haben. – An der Westseite des Berges fließt das „Stierbrünnele“ im „Höllwald“ und ganz unten in der Schlucht liegt geheimnisvoll der Dobelweiher.

Eine ganz ähnliche uralte Volksburg muß die gerade gegenüberliegende Schalksburg gewesen sein, hier ist aber durch die großartige mittelalterliche Burganlage (s. u.) Alles verwischt. Prof. Fraas fand jedoch schon vor Jahren in ihrer Mitte, wo die Burggärten waren, auch vorgeschichtliche Steinwaffen und Geschirrscherben. Ihre Lage ist, was den Zugang betrifft, für die Vertheidigung bedeutend günstiger als der Gräbelesberg, da sie nur durch einen ganz schmalen Sattel mit dem Gebirge zusammenhängt, dagegen ist ihre Felsenumschließung nicht so vollkommen, wie am Gräbelesberg; es waren aber an ihrem Rande doch nur kurze Strecken durch Schanzwerke zu schirmen.

Von Natur noch unzugänglicher und auch heute noch nur an einer schmalen Stelle über Felsenstaffeln mühsam zu erklettern ist der Lochenstein, jener z. Th. noch auf Weilheimer Markung gelegene riesenhafte Felsenstock, der eine zauberhaft schöne und weite Aussicht gewährt und mit seinen kahlen wildkühnen scharfkantigen Umrissen als ein wunderbares Naturgebilde vor uns in den Himmel hineinragt. Dieser unzugängliche Felsberg, auf seinem eirunden ziemlich unebenen Plateau etwa 500 Fuß lang und 400 Fuß breit, war unstreitig eine Opferstätte; auf seiner höchsten Höhe sieht man den Felsen zu einer 27 Fuß im Geviert haltenden Plattform von Menschenhand bearbeitet, darunter den Berg in breiten, theilweise künstlich hergerichteten

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)