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Dörfer Onstmettingen und Laufen verwiesen war, in dieser Hinsicht noch einen besonderen Verzicht leisten. Die zweite Urkunde siegelten der Hofrichter Eglolf von Wartenberg, die beiden Grafen von Zollern und die Gräfin Verena (Mon. Zolleran. 1, 377. 380). 1

Es waren kaum einige Monate verflossen, daß Graf Mülli seinen einzigen Sohn Friedrich durch den Tod verloren, er selbst stund bereits in vorgerückterem Alter und hatte wohl keine Hoffnung mehr, männliche Nachkommenschaft zu erhalten. So läßt sich der Verkauf dieser Herrschaft einigermaßen begreifen, aber nicht genügend aufgehellt ist es, weshalb Graf Mülli den stattlichen Besitz nicht dem eigenen blutsverwandten Geschlechte auf der Burg Zollern zuwandte, weshalb dieses letztere nicht mit allen Mitteln solchen Verkauf zu verhindern strebte, beziehungsweise gegen ihn protestirte, ja sogar Graf Ostertag bei demselben mitwirkte. Jedenfalls muß Graf Mülli mit seinen Verwandten zerfallen gewesen sein, wenn es auch wohl nur Sage ist, als die Leiche des jungen Grafen Friedrich am Zollern vorüber nach Kloster Stetten gebracht worden sei,[1] habe die Besatzung auf der Burg statt derselben die übliche Ehrenbezeugung zu erweisen, die Trommeln – entweder auf Befehl oder aus Versehen – nicht gedämpft und so den Leidtragenden ein großes Ärgernis gegeben, worauf der alte Graf sich entschlossen habe, die schadenfrohen Herren auf Zollern um die Erbschaft zu bringen. Noch mehr in das Gewand der Sage wird dieser Verkauf gekleidet in der Geschichte vom Hirschgulden, wie sie sich nach der Erzählung im Volksmunde in G. Schwab, Schwäbische Alb 2. Aufl. 31 ff. und in dichterischer Überarbeitung in W. Hauff, Sämmtliche Werke (10. Ausgabe) 4, 260–283 findet und kurz dahin geht: Auf dem Schalksberg, dem östlich von Balingen gelegenen Hirschberg und dem Zollern hausten dereinst drei Brüder, von welchen derjenige auf dem Hirschberg, zugleich Besitzer von Balingen, der älteste und reichste war. Da er ehelos lebte, strebten die jüngeren Brüder nach seinem Erbe, ja als er einstmals erkrankte und es hieß, er sei gestorben, ließen sie ihrer Freude laut vollen Lauf. Dies ärgerte den Hirschberger so, daß er in Schweiß verfiel und genas, seine Herrschaft aber für den Fall seines Todes um einen Hirschgulden heimlich an Württemberg


  1. Nach Ausweis seines Grabsteins ist der junge Friedrich in Balingen begraben (s. oben S. 264). – Mit Ärger über Theilnahmlosigkeit am Tode des Sohns des Verkäufers bringt schon die Zimmerische Chronik 2, 327 den Verkauf in Verbindung.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0281.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)