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2. Bitz,


Pfarrdorf, Gemeinde III. Klasse mit 1058 Einw., worunter 11 Kath.; Ev. Pfarrei, die Kath. sind nach Lautlingen eingepfarrt.

Auf einem Hochplateau des obersten weißen Jura, das nach drei Seiten von Trockenthälern umschlossen, nach Norden noch von einem Hügel überragt ist, liegt mit umfassender Aussicht bis zu den Alpen der saubere Ort mit chaussirten, theilweise gekandelten Straßen und großentheils freundlichen Häusern, hiedurch und durch seine Größe in dieser Höhe fast überraschend. Die alten Geographen schrieben einmüthig dem Pfarrdorf Bitz die Ehre zu, der höchste Ort der Alb zu sein. Es rührt dies ohne Zweifel daher, daß man in und bei Bitz die freieste Aussicht auf die ferne Alpenkette genießt. Nach den neuen trigonometrischen Aufnahmen ist aber der höchste Ort der Alb Böttingen, OA. Spaichingen mit 910,1 m; dann folgen: Burgfelden, OA. Balingen 909,6 m; Bubsheim, OA. Spaichingen 907,6 m; Meßstetten, OA. Balingen 905,7 m; Obernheim, OA. Spaichingen 898,8 m; Renquishausen, OA. Tuttlingen 896,6 m; Hossingen; OA. Balingen 896,0; Königsheim OA. Spaichingen 885,6 m; und endlich Bitz, OA. Balingen 883,0 m. (Die angegebenen Ziffern beziehen sich stets auf die Erdfläche am Kirchthurm und auf den Horizont der geognostischen Spezialkarte.)

Gleich am südlichen Eingang tritt uns das alterthümliche, freundliche, nur leider zu kleine Kirchlein entgegen, vom schön bepflanzten, alten Kirchhof umgeben (der neue wurde 1838 weit vom Ort angelegt). Gegen Osten springt ein stattlicher Thurm vor, oben mit seitlichen Staffelgiebeln, welche je ein hübsches gothisches Dreiblatt einschließen. Unten hat er noch ein gothisches Fenster mit ganz flachem Eselsrücken, zu dessen Seite die Jahreszahl 1519 und dabei ein Steinmetzzeichen steht. Das oblonge Kirchhaus hat moderne Fenster in flachem Rundbogen. Das durch eine Empore stark verstellte Innere der Kirche hat nichts Hervorstechendes; nur der Chor, der durch ein Tonnengewölbe des unteren Thurmstockwerks gebildet wird, überrascht. Die Empore ist durch 12 Apostel aus Kloster Margrethausen in hübscher (anscheinend italienischer) Spätrenaissance geschmückt. Die drei Glocken des Thurms sind sämmtlich aus neuerer Zeit, von Kurtz in Reutlingen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0302.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)