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Altar liegt ein ganz verwischter, alter Grabstein, und an der Kanzel sieht man einen jetzt vermauerten, romanischen Eingang mit Bogenfeld. Der Thurm enthält zwei alte Glocken; die größere mit der Minuskel-Inschrift: o rex. glorie. Criste. veni. cum. pace. dis glogg. maht. hans. Klain. und. oswalt. ze. Rotwil. 1416; die kleinere mit: lucas. marcus. mattheus. johannes. michahelus a. d. 1426.

Das am Ende des Orts freundlich gelegene Schulhaus wurde 1832 erbaut und 1875 renovirt. Es enthält ein Lehrzimmer und die Lehrerwohnung. Das Rathhaus wurde 1858 erbaut, 1875 als solches eingerichtet. Außerdem besitzt die Gemeinde ein Waschhaus und einen ans Rathhaus angebauten Schafstall.

3 Vizinalstraßen führen ins Thal, nach Zillhausen, Pfeffingen und Margrethausen.

Der Ort hat nur einen laufenden Brunnen, dessen gut beschaffenes Wasser in einer gegen 10.000′ langen eisernen Leitung von den dem Heersberg aufgelagerten, obersten Schichten hergeleitet wird. Auch 2 Schöpfbrunnen sind vorhanden, sowie eine Wette.

Die großen kräftigen Einwohner, von denen zur Zeit einer über achtzig, sind Krankheiten nur selten ausgesetzt. Ihr Charakter ist ein guter. Die Volkstracht ist im Schwinden.

Ihre Vermögensverhältnisse sind mittlere; der Vermöglichste besitzt etwa 44 Morgen, der Mittelmann 20–26, der Ärmere 4–8 Morgen. Gegen 50 Morgen besitzen hiesige Bürger auf angrenzenden Markungen.

Einiges Gewerbe ist vorhanden, namentlich arbeiten Schuhmacher und Haubenweber nach außen. Auch Stickerei wird getrieben. 2 Schildwirthschaften und 3 Krämer sind vorhanden. Im Winter besteht eine Arbeitsschule.

Die Hauptnahrungszweige sind Ackerbau und Viehzucht.

Die ziemlich kleine Markung liegt mit Ausnahme der Waldschlucht des Eschenbachs und der tiefer liegenden Schalksburg ganz auf dem vom weißen Jura β (dem nur am Heersberg etwas γ und östlich vom Ort etwas diluvialer Lehm aufliegt) gebildeten Plateau. Ihr Boden ist schwer, hitzig, humusreich und steinig, nicht tiefgründig, im ganzen mittelfruchtbar. Lehm und Kies werden gewonnen. Die gewöhnlichen Gewächse, außer der Gerste, gedeihen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0310.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)