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Die gewerblichen Verhältnisse von Ebingen.[1]

Über die ersten Anfänge einer Gewerbthätigkeit im Sinne heutiger Auffassung liegen authentische Überlieferungen nicht mehr vor. Sicher ist, daß die Spuren einer solchen schon weit zurück im 17. Jahrhundert, ja wahrscheinlich noch früher zu finden sind. Die ältesten noch vorhandenen und zu Rath gezogenen Quellen aus jener Zeit erwähnen neben dem Viehhandel, als eines ausgedehnten und lohnenden Geschäfts, die Thatsache, daß die Bürger der Stadt Ebingen „seit undenklicher Zeit“ neben ihrer Landwirthschaft „ein Gewerbe“ betrieben (Dschr. S. 11) und daß das Handwerk daselbst frühzeitig in Ehren gestanden. Deutlichere Kontouren zeigte aber erst das 17. Jahrhundert; im Verlauf desselben waren die Meister verschiedener Gewerbe unzweifelhaft bereits dahin gelangt, ihre Waare nach Oberschwaben, auf den Schwarzwald, ins Breisgau, wahrscheinlich auch in die Schweiz und nach Bayern zu verschließen, so daß schon damals und namentlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Gewerbthätigkeit der Stadt Ebingen einen ganz respektablen Ruf erlangt hatte. Damit trat dieselbe bei den bedeutenderen Industriezweigen mehr und mehr aus der Sphäre des bloßen Handwerks heraus und nahm allmählig den Charakter der Fabrikation an. Die Entwicklung gieng entsprechend den Zeitverhältnissen unaufhaltsam vorwärts, bis sie sich unter mannigfachen Wechselfällen und Schwierigkeiten zu ihrer heutigen Ausdehnung emporgerungen. (Das Nähere hierüber Dsch. S. 12 bis incl. 18.)

Dabei ist es ein charakteristisches Merkmal, daß hervorragende Industriezweige, deren Produktion früher zum Segen von Hunderten von Familien der näheren und weiteren Umgebung fast ausschließlich auf Hausindustrie beruhte, in neuerer Zeit mehr und mehr zum Fabrikbetrieb übergehen oder überzugehen genöthigt sind, weil die dadurch erzielte größere Leistungsfähigkeit mehr oder minder den Erfolg der Konkurrenz auf dem Weltmarkt bedingt.

Die hervorragendsten Industriezweige sind hier zur Zeit die Strumpf- und Trikotwaarenfabrikation, die damit verbundene Fabrikation von Salband- und Litzenschuhen, nebst Fausthandschuhen,


  1. Von dem Schriftführer des Gewerbevereins zu Ebingen, Herrn R. Göbel. Vergl. auch dessen verdienstliche Denkschrift zur Feier der Eröffnung der Eisenbahn und der Lokal-Gewerbe-Ausstellung in E. 1878. – Weiteres unten S. 346 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0328.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)